Schwächelnde Weltwirtschaft Gewinn der DHL schrumpft
Der lahmende Welthandel lastet auf dem Logistik-Riesen DHL. Da die weltumspannenden Transport-Netzwerke nicht optimal ausgelastet sind, verzeichnete die Post im zweiten Quartal weniger Gewinn.
Die lahmende Weltwirtschaft hat der DHL Group im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt. Auf niedrigem Niveau habe das Luft- und Seefrachtvolumen zwar weiter zugenommen, eine breite Belebung des Welthandels sei jedoch ausgeblieben, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Das habe vor allem Folgen für das Express-Geschäft mit zeitkritischen Sendungen, welches so nicht optimal ausgelastet sei.
Im deutschen Geschäft läuft es gut, in der Express-Sparte nicht
Ausgerechnet bei der von Investoren viel beachteten Kennziffer des Freien Barmittelzuflusses enttäuschte die DHL in den drei Monaten bis Ende Juni mit 344 Millionen Euro. Zudem blieb unterm Strich mit 744 Millionen Euro etwas weniger Gewinn übrig, als die vom Unternehmen befragten Analysten auf dem Zettel hatten. Der Umsatz legte dagegen stärker als erwartet auf gut 20,6 Milliarden Euro zu, und auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach nicht ganz so stark ein, wie Experten gedacht hatten (knapp 1,4 Milliarden Euro).
Drei der fünf DHL-Bereiche verzeichneten jedoch Rückgänge des operativen Ergebnisses: Im Fokus steht dabei insbesondere das wichtige Express-Geschäft, es ist das profitabelste und größte Segment des DAX-Konzerns. Das Netzwerk ist der DHL zufolge weiterhin nur schwach ausgelastet, die Sendungsmengen waren rückläufig, während die Sendungen zwischen Firmenkunden etwas zulegten.
Lediglich das Angebot von Lieferketten-Logistik entwickelte sich im zweiten Quartal positiv. Hier bietet der Konzern seinen Kunden etwa den Betrieb von Lagern und die Abwicklung von Versandretouren an. Und das deutsche Brief- und Paketgeschäft schnitt ebenfalls besser ab. Es läuft weiterhin unter der Traditionsmarke Deutsche Post. Ein Grund für die besseren Geschäfte in der Bundesrepublik war die hohe Nachfrage nach Paketen.
Sinkende Frachtraten und lahmender Welthandel
Finanzchefin Kreis sieht die DHL im schwachen konjunkturellen Umfeld gut aufgestellt - auch, weil in den vergangenen Monaten bereits Sparmaßnahmen eingeleitet wurden. Der Vorstand bestätigte die Prognose für das laufende Jahr und das Ergebnisziel für 2026. Im Gesamtjahr will die DHL zwischen 6,0 und 6,5 Milliarden Euro erzielen und setzt dabei auf die saisonal typischerweise stärkere zweite Jahreshälfte. 2026 soll das operative Ergebnis zwischen 7,5 bis 8,5 Milliarden Euro liegen.
Höheres Porto zur Refinanzierung?
Im deutschen Brief- und Paketgeschäft will der Bonner Konzern wieder mehr als eine Milliarde Euro operativen Gewinn (Ebit) einfahren. Damit soll die Sparte etwa Investitionen für ihren ökologischen Umbau stemmen können. Um das zu erreichen, sieht die Post "signifikanten Nachholbedarf" beim Porto. Der Konzern habe über drei Jahre trotz hoher Inflation die Briefpreise nur um 4,5 Prozent anheben können, so Kreis. "Deshalb ist die Portoerhöhung nächstes Jahr eine ganz wesentliche Säule, dass wir das verdienen, was wir brauchen", fügte sie hinzu.
Die Post habe beim Porto bereits einen Preisantrag für das kommende Jahr beim Regulierer Bundesnetzagentur gestellt, sagte Kreis. Die DHL hatte in der Vergangenheit erklärt, sie strebe auch wegen gestiegener Energie- und Personalkosten höhere Briefpreise an. Die Bundesnetzagentur hatte zuletzt 2023 einen Antrag der Post auf eine vorzeitige Preiserhöhung im Jahr 2024 abgewiesen. Die aktuellen Briefpreise laufen zum Jahresende aus, der neue Regulierungsrahmen läuft dann bis 2027. Aktuell kostet das Massenprodukt Standardbrief 85 Cent.
Auch UPS verzeichnet Gewinnrückgang
DHL steht mit dem Ergebnisrückgang in der Branche derweil nicht alleine da. Nach den Corona-Jahren mit dem Boom im Online-Handel setzten gesunkene Frachtraten und der schwächelnde Welthandel den Logistik-Konzernen zu. Zudem müssen sie die Folgen der Angriffe der Huthi auf Handelsschiffe im Roten Meer verkraften.
Auch Konkurrent UPS hatte daher im zweiten Quartal bei sinkenden Umsätzen weniger Gewinn eingefahren und sein Margenziel für das Gesamtjahr gesenkt. UPS musste vor allem Rückgänge in seinem US-Heimatmarkt verdauen. Auch UPS-Chefin Carol Tome hatte gesagt, sie hoffe insgesamt auf Besserung im zweiten Halbjahr.