Vergütung von Topmanagern DAX-Chefs verdienen weniger
Vorstände eines DAX-Konzerns verdienen 38 mal mehr als normale Angestellte. Doch der Abstand ist kleiner geworden. Und in anderen Ländern ist die Vergütung von Topmanagern deutlich üppiger.
Von solchen Gehältern können deutsche Firmenchefs nur träumen: 94 Millionen Euro Vergütung hat Apple-Chef Tim Cook im vergangenen Jahr erhalten. Microsoft bezahlte seinen Vorstandsvorsitzenden mit umgerechnet 52 Millionen Euro pro Jahr, bei American Express waren 45 Millionen Euro.
In Deutschland seien solche Summen selbst für Top-Manager und Spitzenverdiener praktisch unerreichbar, erklärt Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW in Düsseldorf. "Schaut man sich die absoluten Vergütungshöhen an, so etabliert sich weiterhin die Zehn-Millionen-Euro-Marke hier in Deutschland als absoluter Deckel." Denn mehr sei gesellschaftlich nicht vermittelbar, mehr würden Arbeitnehmervertreter und Öffentlichkeit nicht akzeptieren, sagt Tüngler.
38 Mal mehr als der Durchschnitt
Die Anlegerschützer haben gemeinsam mit Fachleuten der TU München untersucht, wie die 40 größten börsennotierten Firmen ihre Vorstände zuletzt bezahlt haben. "Als Vorstandsvorsitzender eines DAX-Konzerns verdiente man im Geschäftsjahr 2022 durchschnittlich 5,1 Millionen Euro. Als einfaches Vorstandsmitglied durchschnittlich 2,9 Millionen Euro", erläutert Studienautor Gunther Friedl die Untersuchungsergebnisse.
Verglichen mit gewöhnlichen Angestellten heißt das: Die DAX-Vorstände verdienen 38 mal mehr als der Durchschnitt. Der Abstand ist aber kleiner geworden: Denn im Vorjahr war es sogar 52 mal mehr. Ein Grund: Die Vergütung der Vorstände ist im vergangenen Krisenjahr gesunken. Denn wie viel sie verdienen, das hängt an komplexen Berechnungssystemen: mit einem Grundgehalt plus variablen Bestandteilen, unterteilt in kurzfristig und langfristige Ziele, die sich wiederum an vielen Einzelkriterien und Zahlen gemessen werden.
Erstmals eine Frau in den Top Drei
Im vergangenen Krisenjahr wurden viele dieser Ziele verfehlt. Ergebnis: Die DAX-Firmenchefs bekamen 16 Prozent weniger, einfache Vorstandsmitglieder acht Prozent weniger. Dennoch stehen unter dem Strich noch immer Millionenbeträge, erklärt Studienautor Friedl. "Spitzenreiter ist Christian Sewing von der Deutsche Bank mit 9,2 Millionen Euro, gefolgt von Oliver Blume von Volkswagen mit 8,8 Millionen. Euro und Belén Garijo Lopez von Merck mit 8,3 Millionen. Und damit ist im übrigen auch das erste Mal eine Vorstandsvorsitzende in unserem Top-Drei-Ranking drin."
Viel Geld, aber internationalen Vergleich sei das tatsächlich eher bescheiden, sagen die Fachleute. In den meisten anderen europäischen Ländern und vor allem in den USA verdienen die Frauen oder Männer an der Spitze deutlich mehr. In den Vereinigten Staaten liegt der Schnitt nicht bei fünf Millionen Euro pro Jahr, sondern bei 25 Millionen. "Bei dem Vergleich der Vergütung darf man aber auf einem Auge nicht blind sein", sagt Anlegerschützer Tüngler. "Das Risiko eines Vorstandes im Ausland ist auch deutlich höher."
Deutsche Topgehälter schwanken weniger
In den USA ist die Vergütung der Topkräfte üblicherweise stark gekoppelt an die Entwicklung des Aktienkurses. Und der kann eben auch stark sinken. Zum Vergleich: Das fixe - also garantierte - Grundgehalt betrug bei US-Firmenlenkern im vergangenen Jahr nur acht Prozent. In Deutschland waren es dagegen 32 Prozent. Das bedeutet: Deutsche Vorstände verdienen zwar weniger als Kolleginnen und Kollegen im Ausland., dafür schwankt ihr Gehalt auch nicht so stark.
Positiv werten die Anlegerschützer, dass hierzulande bei den variablen Zielen für die Vergütung immer öfter auch soziale und Umwelt-Aspekte eine Rolle spielen, etwa die Zufriedenheit der Mitarbeitenden oder Diversität, die Senkung des Energieverbrauchs oder der Einsatz nachhaltiger Materialien. 98 Prozent der DAX-Konzerne berücksichtigen mindestens eines dieser Kriterien bei der Frage, wie viel der Chef oder die Chefin verdienen soll.