Internetkonzern vor Gericht Google droht die Zerschlagung
Wegen seiner Geschäftspraktiken muss sich Google ab heute einer weiteren Klage des US-Justizministeriums stellen. Der Prozess könnte in einer Zerschlagung der Alphabet-Tochter münden.
Google bleibt im Visier der US-Wettbewerbsaufsicht. Nun muss sich der Internetkonzern einem auf mehrere Wochen angesetzten Prozess stellen, in dem es um Googles Haupteinnahmequelle geht, das Geschäft mit Online-Anzeigen auf Webseiten. Der Klage zufolge dominiert das Unternehmen diesen Markt durch ein komplexes Geflecht aus Übernahmen, Beschränkungen für die Nutzung bestimmter Software und Manipulation von Auktionen für Internet-Werbung.
Google wies die Vorwürfe zurück. Außerdem übersähen die Behörden bei der Berechnung der Marktanteile, dass sich Werbung immer stärker auf Online-Plattformen wie TikTok oder Streamingdienste wie Netflix verlagere. Dort stehe die Alphabet-Tochter unter hartem Konkurrenzdruck. Sollte Richterin Leonie Brinkema der Klage stattgeben, könnte sie anschließend den Verkauf der Plattform "Google Ad Manager" anordnen. Diese umfasst unter anderem Werbe-Server, auf denen Internetseiten-Betreiber Werbeflächen anbieten, und eine Werbeanzeigen-Börse.
"Illegales Monopol"
"Ad Manager" habe im Jahr 2020 4,1 Prozent zum Konzernumsatz und 1,5 Prozent zum operativen Ergebnis beigesteuert, errechneten die Analysten des Vermögensverwalters Wedbush auf Grundlage der Gerichtsunterlagen. Zahlen aus den nachfolgenden Jahren waren in den veröffentlichten Dokumenten geschwärzt. Vor rund einem Monat hatte ein anderes Gericht Google im "Prozess des Jahrzehnts" ein "illegales Monopol" bei Online-Suchen attestiert.
Das Urteil bezeichnet Ulrich Müller von Organisation "Rebalance Now" als "bahnbrechend" und plädiert dafür, Google zu zerschlagen. "Google ist ein Monopolist und hat seine unternehmerische Machtfülle gezielt aufgebaut", schreibt der Monopol-Experte auf dem Nachrichtenportal Netzpolitik.org. "Gerade bei den großen Tech-Konzernen sind Entflechtungen ein sinnvolles Instrument, um die Macht und Selbstbevorzugung durch vernetzte Plattformen aufzubrechen."
Positivbeispiel AT&T
Als positives Beispiel für eine solche "Entflechtung" oder Zerschlagung nennt Müller den Telefonkonzern AT&T. Die Aufspaltung im Jahr 1982 habe zu einem Innovationsschub in der Branche geführt. Bei Googles Machtstellung handelt es sich nach Einschätzung Müllers um ein "gesellschaftliches Problem", dem mit hohen Strafzahlungen in den USA und in der EU bislang nicht begegnet werden konnte.
Mit dem im August beendeten Verfahren wurde der Weg für ein Anschlussverfahren geebnet, an dessen Ende eine Zerschlagung des Mutterkonzerns Alphabet stehen könnte. In Europa muss sich Google ebenfalls vor Gericht verantworten. Anfang 2024 hatten Dutzende europäische Medienfirmen um Axel Springer den Konzern wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens bei Online-Werbung auf 2,1 Milliarden Euro Schadenersatz verklagt.