Warnung des Herstellers Intel Chipmangel noch bis 2023
Wegen des weltweiten Halbleiter-Mangels häufen sich bei den Autobauern die Produktionsausfälle. Besserung scheint vorerst nicht in Sicht. Der weltgrößte Chiphersteller Intel erwartet ein Ende der Krise erst in zwei Jahren.
Der weltweite Engpass bei Elektronik-Chips wird für das verarbeitende Gewerbe, allen voran die Autobauer, zunehmend zum Problem. In vielen Werken weltweit müssen Schichten ausfallen und die Bänder angehalten werden. Volkswagen beziffert den dadurch erlittenen Produktionsausfall auf gut 100.000 Autos - allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Konzernchef Herbert Diess zufolge wird es in den kommenden Monaten zu einer weiteren Drosselung der Produktion kommen: "Die Auswirkungen der Halbleiter-Engpässe werden sich eher im zweiten Halbjahr bemerkbar machen", sagte er auf dem gestrigen Aktionärstreffen. Vor allem in China gab es zuletzt zunehmende Probleme mit fehlenden Halbleiter-Teilen, was die Geschäfte der Wolfsburger im wichtigsten Automarkt der Welt auch ausbremste.
Volkswagen ist damit nicht allein. Auch die anderen Autobauer haben mit dem Problem zu kämpfen. Inzwischen leidet nahezu das gesamte produzierende Gewerbe unter der mangelnden Chip-Versorgung. Selbst Hersteller von Computern und Mobiltelefonen wie Apple, die selbst Halbleiter fertigen, klagen über einen Mangel an Komponenten. Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der weltgrößte Chip-Produzent Intel rechnet damit, dass sich die globale Halbleiter-Knappheit in den kommenden Monaten noch zuspitzt und bis ins Jahr 2023 hinein andauern kann. "Während ich erwarte, dass die Talsohle bei den Engpässen in der zweiten Jahreshälfte durchschritten wird, wird es noch ein oder zwei Jahre dauern, bis die Industrie die Nachfrage vollständig erfüllen kann", sagte Intel-Chef Pat Gelsinger bei der Vorstellung der Quartalsbilanz.
Ausweitung der Produktion geplant
Intel will deshalb seine Produktionskapazität ausweiten. Zu Gelsingers Plan gehört, den Konzern verstärkt zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler zu machen. Man sei in Gesprächen mit rund 100 potenziellen Kunden, sagte er. Namen wurden nicht genannt. Übernahmen zum Ausbau der Kapazitäten seien für Intel aktuell nicht von entscheidender Bedeutung, aber auch nicht ausgeschlossen, so Gelsinger. Vor einigen Tagen war darüber spekuliert worden, dass Intel den Auftragsfertiger Globalfoundries für rund 30 Milliarden Dollar übernehmen könnte.
Der Chef von Globalfoundries, Thomas Caulfield, dementierte jedoch jegliche Verkaufspläne an Intel. Gelsinger ist sich dennoch sicher, dass es eine Konsolidierung in der Branche geben wird. Denn viele Chiphersteller kämpften mit hohen Kosten, und Fabriken an vielen Orten in der Welt rechneten sich oftmals nicht mehr, so der Intel-Topmanager.
Zunehmende Konkurrenz
Auch Intel hat ein Problem in seiner Fertigung: Die Einführung modernerer Produktionsprozesse verzögert sich wegen Rückschlägen bei der Entwicklung. Zugleich wächst die Konkurrenz - nicht nur durch den kleineren Rivalen AMD, sondern auch durch bisherige Kunden wie Apple, die inzwischen eigene Chips entwickeln und fertigen. Derzeit profitiert Intel vor allem von der hohen Nachfrage nach Laptops und Tablets. Der Konzern verkaufte im vergangenen Quartal allein 40 Prozent mehr Notebook-Prozessoren als ein Jahr zuvor. Mit dem Arbeiten und Lernen von Zuhause aus bekam der lange Zeit schwächelnde PC-Markt einen bis heute andauernden Schub.
Zugleich ging im zweiten Quartal aber das Geschäft mit Rechenzentren im Jahresvergleich zurück. Der Konzernumsatz blieb demnach mit 19,6 Milliarden Dollar praktisch unverändert. Auch der Gewinn war mit einem Minus von 0,8 Prozent auf 5,06 Milliarden Dollar auf Vorjahresniveau.