Milliarden-Investition Intel baut Chipfabrik in Magdeburg
Intel hat den Bau einer Chipfabrik in Magdeburg angekündigt. Mit dem Projekt sind Milliarden-Investitionen in die Halbleiterindustrie in Deutschland verbunden. Auch Dresden hatte sich als Standort beworben.
Magdeburg erhält den Zuschlag für die neue Chipfabrik von Intel in Europa. Es würden 17 Milliarden Euro in den Bau zweier Halbleiter-Werke investiert, kündigte Intel-Chef Pat Gelsinger an. "Es ist ein idealer Platz." Damit sticht die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt Konkurrenten wie Dresden aus und steht im Mittelpunkt der milliardenschweren Investitionen von Intel in Europa. Insgesamt will der US-Konzern in der EU in den kommenden zehn Jahren bis zu 80 Milliarden Euro investieren.
"Größte Investition in der Geschichte Sachsen-Anhalts"
"Es wird die größte Investition in der Geschichte Sachsen-Anhalts", sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff. "Es wird ein Quantensprung für unser Land." In Magdeburg will Intel zum einen Prozessoren und Grafikchips herstellen, die unter der eigenen Marke verkauft werden. Gleichzeitig will der kalifornische Konzern im Rahmen der Intel Foundry Services (IFS) auch als Auftragsfertiger für Drittkunden tätig sein.
Der US-Konzern befindet sich auf einem Expansionskurs. Neben Magdeburg will das Unternehmen ein neues Forschungszentrum in Frankreich errichten sowie in Irland investieren, wo Intel das bisher einzige Europa-Werk betreibt, sowie in Italien, Polen und Spanien. Vor allem in Irland will Intel laut Gelsinger auch Aufträge von anderen Unternehmen bedienen und damit den größten globalen Auftragsfertigern TSMC und Samsung mehr Konkurrenz machen.
Ursprünglich wollte Intel die Standortentscheidungen 2021 bekanntgeben, wartete dann aber auf den Startschuss für den "European Chips Act" Anfang Februar, der den Weg für milliardenschwere Subventionen aus öffentlicher und privater Hand freimachte.
"Für die Stadt ist das ein Glücksfall"
Für Magdeburg sprach dann die große Fläche im Industriegebiet Eulenberg im Südwesten der Stadt, an der Grenze zur Börde, die Nähe zu Berlin und auch die Verfügbarkeit von Fachkräften. Sachsen-Anhalts Hauptstadt komme die Ansiedlung zugute in puncto steigender Löhne und Steuermehreinnahmen, sagte Ifo-Experte Joachim Ragnitz der Nachrichtenagentur Reuters. "Für die Stadt ist das ein Glückfall."
Der Fachmann für Strukturwandel und regionale Entwicklung fügte jedoch hinzu: "Ich sehe nicht so riesige Ausstrahleffekte in die Region, die man sich immer so erhofft." Trotz des Tempos, das alle Seiten vorlegen wollen, dürfte es noch dauern, bis erste Intel-Chips in Deutschland entstehen.
Spätestens im Frühjahr 2023 sollen die Bauarbeiten beginnen. 2027 soll die Produktion starten. Mehrere Tausend Arbeitsplätze sollen bei Intel und Zulieferern entstehen. Der Bund will die Ansiedlung finanziell unterstützen. Die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP möchten Deutschland zu einem globalen Standort der Halbleiterindustrie machen.
Scholz und Habeck begrüßen Intel-Entscheidung
Bundeskanzler Olaf Scholz befürwortete die Investitionen des US-Konzerns Intel in Sachsen-Anhalt. "Deutschland begrüßt Intel und die umfangreichen Investitionen, die das Unternehmen plant, um 3000 High-Tech-Arbeitsplätze und viele weitere in der Wertschöpfungskette zu schaffen", sagte der SPD-Politiker. Die erste Produktionsstätte ihrer Art in der EU werde dazu beitragen, die globalen Siliziumkapazitäten wieder ins Gleichgewicht zu bringen und eine widerstandsfähigere Lieferkette zu schaffen.
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wertete die Investitionsentscheidung des US-Chipherstellers als wichtigen Impuls in schwierigen Zeiten. "Das zeigt: Deutschland ist attraktiv für Innovationen und Investitionen", sagte der Grünen-Politiker. Die Bundesregierung habe den Ansiedlungsprozess zusammen mit dem Land Sachsen-Anhalt eng begleitet. Fördergelder seien geplant, sobald die EU-Kommission dafür grünes Licht gebe und die entsprechenden Haushaltsmittel zur Verfügung stünden. Eine konkrete Summe nannte das Ministerium aber nicht.
Der Ostbeauftragte Carsten Schneider hob die enorme Bedeutung der Standort-Entscheidung des US-Konzerns hervor. Dies sei "die größte Unternehmensinvestition in Ostdeutschland in den letzten Jahrzehnten", sagte der SPD-Politiker. Für Ostdeutschland bedeute diese Investition die Chance auf Reindustrialisierung. "Die wirtschaftliche Landkarte kann damit neu gezeichnet werden."