Lieferdienst Lieferando will Fahrer unbefristet einstellen
Viele Lieferdienst-Kuriere sind freiberuflich beschäftigt, tarifvertraglich nicht abgesichert - oder haben nur befristete Jobs. Der deutsche Marktführer Lieferando will Fahrern nun dauerhafte Verträge anbieten.
Wenig Lohn, kaum Schutz vor Unfällen, viel Stress, hoher Zeitdruck und fast jederzeit kündbar - Fahrererinnen und Fahrer von gastronomischen Schnelllieferdiensten haben immer wieder über ihre Arbeitsbedingungen geklagt. Kritiker bezeichneten sie schon als "Sklaven des 21. Jahrhunderts". In Berlin haben die "Rider" - so nennen sich die Fahrer - von Gorillas im Juli mehrere Wochen gestreikt und teilweise Warenhäuser blockiert. Für den heutigen Freitag waren in mehreren Städten Demonstrationen gegen schlechte Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten geplant.
Nun hat der Anbieter Lieferando angekündigt, zumindest teilweise die Konditionen für Beschäftigte zu verbessern. Die deutsche Tochter des niederländischen Branchenriesen Just Eat Takeaway will seinen 10.000 Fahrradkurieren unbefristete Arbeitsverträge anbieten. Bisher waren die meisten Verträge zeitlich befristet.
Mehr Sicherheit für Beschäftigte?
Zwar seien befristete Verträge auch bislang in der Regel verlängert worden, so der Lieferservice. Die neuen Verträge böten aber mehr Sicherheit. Das Angebot der unbefristeten Verträge soll auch für neu eingestellte Mitarbeiter gelten. Man wolle mit diesem Schritt einen neuen Branchenstandard setzen, sagte Takeaway-Express-Chef Alexander Linden.
Lieferando setzt bereits seit seinem Start 2016 auf die reguläre Anstellung von Kurieren. Bei anderen Lieferdiensten dagegen sind die Fahrer hauptsächlich Freiberufler. So hat Deliveroo rund 100.000 "Rider" im Einsatz, von denen nur 2000 angestellt sind.
Spanien schreibt Anstellung der Kurierfahrer vor
Zuvor hatte Spanien ein Gesetz zum Schutz von Kurierfahrern erlassen. Künftig müssen Lieferdienst-Plattformen in dem Land alle bisher freiberuflich beschäftigten Kurierfahrer unter Vertrag nehmen. Die Fahrer haben dann unter anderem Anspruch auf bezahlten Urlaub und eine Bezahlung im Krankheitsfall.
An den Arbeitsbedingungen könnte sich allerdings auch für die künftig fest angestellten Lieferando-"Rider" wenig ändern. Ihr Stundenlohn liegt bei zehn Euro, dazu kommen Bonuszahlungen. Als Arbeitsmittel nutzen Fahrer bislang meist das private Fahrrad, wofür sie ein paar Cent pro Kilometer erhalten, und das eigene Smartphone.