Passagiermaschinen der Lufthansa stehen am Flughafen Frankfurt/Main auf dem Rollfeld.
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Lufthansa-Bilanz Den Kranich zwicken die Kosten

Stand: 31.07.2024 12:50 Uhr

Die Lufthansa macht wieder Geschäfte wie vor der Pandemie. Der Umsatz ist auf altem Niveau, die Schulden liegen sogar niedriger. Hohe Treibstoffpreise und Personalkosten belasten aber die Bilanz.

Eine Analyse von Ingo Nathusius, HR

Die Lufhansa, Europas größte Fluglinie, hat im ersten Halbjahr 2024 bei gut 17 Milliarden Euro Umsatz einen Betriebsverlust von 222 Millionen Euro eingeflogen. Das zweite Quartal lief dabei deutlich besser als das schlechte erste. Für das Gesamtjahr rechnet Finanzvorstand Michael Niggemann mit einem Betriebsgewinn von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro nach 2,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Wenig Flugzeuge, teure Tickets

In der Pandemie musste der Flugbetrieb der Lufthansa Milliardenverluste verkraften. Zwar ist mit der Krise die Nachfrage für Geschäftsreisen gesunken; dafür hat sich bei Privatleuten Nachholbedarf gesammelt. Stillgelegte Flugzeuge sind längst wieder in Betrieb, und der Konzern wartet händeringend auf neue, effizientere Maschinen. Wegen Qualitätsproblemen und insgesamt hoher Nachfrage können Flugzeugwerke nicht wie gewünscht liefern.

Die Knappheit hat Lufthansa nach der Pandemie für drastische Preiserhöhungen genutzt, die weit über die Steigerung der Kosten hinausgingen. Die Zwischenbilanz zeigt, dass diese goldenen Zeiten nun vorbei sind. Die Kosten steigen weiter leicht, die Ticketerlöse sinken wieder. Um einen Euro für Tickets einzunehmen, musste Lufthansa vergangenes Jahr 66 Cent ausgeben, im ersten Halbjahr 2024 sind es schon 74 Cent.

Qualitätsprobleme

Dabei ist die Qualität häufig auf der Strecke geblieben. Unter dem Begriff "Kundenbelange" wird im letzten Geschäftsbericht sehr allgemein und abstrakt über "Wohlbefinden der Passagiere" und "hohe Kundenorientierung" geschrieben.

Alltägliche Flugerfahrungen widersprechen dem: Sitze sind eng und unbequem, einzelne Kekse werden über Lautsprecher als "Snacks" gepriesen, jede Tasse Kaffee will bezahlt werden. Bei der letzten Hauptversammlung äußerten sich Aktionäre und Aufsichtsrat kritisch zur Qualität. Das Ziel der Kundenzufriedenheit erreichte der Vorstand vergangenes Jahr nur zu 22,5 Prozent.

"Ohne Fokus auf den Kunden wird es nicht gehen", sagte Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr bei der Präsentation der Zwischenbilanz. Die Kabinen der Flugzeuge werden saniert, es gibt mehr und besser geschultes Personal, und Abläufe am Boden sollen mehr digitalisiert werden.

Selbstbewusste Belegschaft

Jahrzehntelang galt die Deutsche Lufthansa AG als besonders niveauvolle und freundliche Fluggesellschaft. Das Selbstbild geriet aber mit den Jahren oft zu Arroganz gegenüber Wettbewerbern und mitunter auch Kunden, monieren Kritiker. Flugbegleiter und Piloten von Lufthansa verkörpern bis heute das Unternehmensimage und kultivieren großen Berufsstolz und Bewusstsein für die eigene Bedeutung.

Das Management klagt seit Jahren über Spartengewerkschaften, die Schlüsselpositionen im Betriebsablauf beherrschen. Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) und die Unabhängige Flugbegleiterorganisation (UFO) haben teure Tarifabschlüsse verhandelt und erstreikt. Das hat die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di unter Druck gesetzt. Bei Vertretung des Bodenpersonals zeigt sie große Entschlossenheit.

Teures Personal

Durch Personalabbau und Verkauf des Catering-Geschäfts wurde die Zahl der Mitarbeiter zwar drastisch gesenkt. Der rechnerische Aufwand, den der Konzern in Cent und Euro für seine Leute betreibt, ist aber wieder auf Vorkrisenniveau. Harte Tarifauseinandersetzungen haben zu deutlich höheren Löhnen geführt. Mittlerweile muss der Konzern für jeden Vollzeitmitarbeiter mehr als 100.000 Euro aufwenden.

Da es seit Jahren nicht gelingt, die Einkommen des Personals auf Branchenniveau zu senken, gründet Lufthansa neue Tochtergesellschaften, in denen billigere Tarife gelten. City Line, Eurowings und Discover sind teure Maßnahmen, um mit neuem Personal niedrigere Löhne oder eine bessere Auslastung der Arbeitszeit zu erreichen.