Nach Rekordjahr 2022 Luxusmarkt wächst weiter
Das Geschäft mit Luxusmarken floriert auch in diesem Jahr. Um fünf bis zwölf Prozent könnten die Umsätze mit Edelmarken zulegen, ergab eine Studie. Bemerkbar macht sich das Ende der Reisebeschränkungen in China.
Das Geschäft mit hochwertiger Kleidung, Schuhen, Lederwaren, Parfüm und Schmuck dürfte bereits im ersten Quartal dieses Jahres um bis zu elf Prozent zugenommen haben. Für das Gesamtjahr sind Umsatzsteigerungen - je nach konjunktureller Lage - zwischen fünf und zwölf Prozent möglich. Das ergab eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company und des italienischen Luxusgüterverbandes Fondazione Altagamma. Hierfür wurden 280 Luxusunternehmen und -marken analysiert.
Luxus läuft weiter - aber regional unterschiedlich
Bis 2030 könnte der Luxusmarkt seine Umsätze im Vergleich zu 2020 (220 Milliarden Euro) demnach auf bis zu 570 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Im Jahr 2022 hatte die Luxusbranche ein Rekordergebnis erzielt mit Umsätzen von 345 Milliarden Euro - ein Plus von 19 Prozent.
Allerdings sind Lage und Aussichten regional recht unterschiedlich: Der internationale Tourismus nach den Corona-Beschränkungen lebt auf und belebt das Luxusgeschäft in Europa. Allerdings könnte laut Bain die Zahl der Touristen aus den USA und dem Mittleren Osten in den kommenden Monaten zurückgehen, während sich mehr Reisende aus China und Fernost einfänden.
Luxus boomt in China
Die Öffnung Chinas nach den Lockdowns hatte bereits einen weiteren Boom am Luxusmarkt ausgelöst. Etliche Marken werden in diesem Jahr wieder ihr Umsatzniveau von 2021 erreichen, prognostiziert Bain. Noch besser sollte es in Macau und Hongkong laufen. Diese Regionen profitieren von der Reisefreude und Ausgebebelust der chinesischen Kundschaft.
Enger zusammen halten amerikanische Kunden den Geldbeutel, weil die wirtschaftliche Unsicherheit zunimmt und zugleich staatliche Corona-Unterstützungen auslaufen. Zwar haben die US-Amerikaner rund 900 Milliarden Euro Ersparnisse zur Verfügung, doch wenn sie Hochwertiges kaufen, dann eher auf Reisen oder zu besonderen Anlässen.
Luxus muss auch nachhaltig sein
Trotz meist positiver Aussichten könne sich die Luxusbranche nicht ausruhen: Sie müsse der Nachhaltigkeit Rechnung tragen, weil etwa die EU strengere Vorgaben für mehr Kreislaufwirtschaft in der Bekleidungsindustrie durchsetzen will, heißt es in der Studie. "Das erwartete Geschäftswachstum vom Emissionsanstieg zu entkoppeln, muss für jede Luxusmarke in den nächsten drei Jahren Priorität haben und ist zugleich eine der größten Herausforderungen", erklärte Marie-Therese Marek, Branchenexpertin und Partnerin bei Bain.
Andererseits dürfte die Luxushersteller vom rasanten Fortschritt Künstlicher Intelligenz profitieren - bei der Entwicklung neuer Produktdesigns ebenso wie bei der Gestaltung von Werbekampagnen und der Unterstützung des Vertriebes.
LVMH als Maß aller Dinge - auch an der Börse
Wie stark das Geschäft ist, lässt sich vor allem an dem französischen Luxusgüter-Konzern LVMH ablesen.Im ersten Quartal war der Umsatz dank des Geschäfts mit Taschen und Mode um 17 Prozent auf 21 Milliarden Euro gestiegen - eine Milliarde mehr als erwartet. Mit einem Börsenwert von zeitweise 500 Milliarden Dollar avancierte der französische Konzern zum wertvollsten Unternehmen in Europa.
Konkurrent Hermes erreichte ein Plus von 23 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro, vor allem weil der japanische Markt besonders gut gelaufen war.
Hausgemachte Probleme bei Gucci
Doch nicht allerorten verläuft die Entwicklung so stark. So kam Kering durch Umsatzprobleme der Marke Gucci lediglich auf ein Umsatzplus von einem Prozent. Kreativdirektor Alessandro Michelle wurde nach acht Jahren durch Sabato de Sarno, der von Valentino kam, ersetzt.
Grundsätzlich bleibt Bain aber optimistisch: Die Branche erlebe eine post-pandemische Wachstumsphase, in der Anpassungsfähigkeit und Resilienz gefragt seien.