Varoufakis tritt zurück "Minister No More!"
Aus Sicht der Gläubiger war er sicher der umstrittenste Verhandlungspartner: Griechenlands Finanzminister Varoufakis. Einen Tag nach dem Erfolg der Regierung beim Referendum kündigte er nun seinen Rücktritt an. Er begründete dies mit der ablehnenden Haltung der Eurogruppe.
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat trotz des eindeutigen Votums der Griechen für den Kurs der Regierung seinen Rücktritt angekündigt. In einer kurzen Stellungnahme teilte er mit, einige Mitglieder der Eurogruppe hätten ihm klar gemacht, dass sie es vorziehen würden, wenn er nicht mehr an ihren Treffen teilnehmen werde.
Sein Abschied sei von Ministerpräsident Alexis Tsipras als "potenziell hilfreich" betrachtet worden, weshalb er heute das Finanzministerium verlasse. "Wir von der Linken verstehen etwas davon, kollektiv zu handeln, ohne sich um Amtsprivilegien zu kümmern", schrieb Varoufakis weiter. "Ich werde Ministerpräsident Tsipras, den neuen Finanzminister und unsere Regierung voll unterstützen." Die Abscheu der Gläubiger wolle er mit Stolz tragen.
Tsipras habe Varoufakis den Rücktritt nahegelegt, bestätigte ARD-Korrespondent Mike Lingenfelser. Gestern Abend soll der Ministerpräsident ziemlich erzürnt über den Fernsehauftritt von Varoufakis gewesen sein, weil er sich wieder mit Kampfrhetorik und aggressiver Gestik gegenüber Brüssel geäußert hat. Tsipras könne sich dies momentan nicht leisten. Er brauche Rückenwind für die Verhandlungen in Brüssel. Für ein besseres Verhandlungsklima stehe ihm Varoufakis einfach im Weg.
Für die EU-Kollegen ein kaum tragbarer Verhandlungspartner
61,31 Prozent der griechischen Wähler stimmten laut offiziellem Endergebnis bei dem Referendum vom Sonntag mit "Nein" und damit gegen die Reformvorschläge, 38,69 dafür. Für den Fall einer Zustimmung zu den Gläubigerplänen hatte Varoufakis bereits im Vorfeld seinen Rücktritt angekündigt, nach dem Nein kam die Entscheidung aber überraschend.
Allerdings sorgt der linke Politiker seit Monaten mit seinem konfrontativen Stil und seiner scharfen Rhetorik beim Internationalen Währungsfonds und in der Eurogruppe für Verärgerung. Unter anderem hatte der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz Varoufakis zuletzt deutlich kritisiert. Im tagesthemen-Interview vom Sonntagabend nannte Schulz Varoufakis nicht einmal mehr beim Namen, sondern sprach nur noch von "diesem Finanzminister" und warf ihm "Kompromisslosigkeit" vor.
IWF-Chefin Christine Lagarde sehnte Mitte Juni, nachdem erneut eine Gesprächsrunde zur Griechenland-Rettung gescheitert war, einen "Dialog unter Erwachsenen" herbei.
Erst am Samstag hatte Varoufakis in einem Interview den Geldgebern "Terrorismus" vorgeworfen und sie beschuldigt, auf ein Ja bei der Volksabstimmung zu drängen, um die Griechen "weiter demütigen" zu können. Zugleich hatte er sich zuversichtlich gezeigt, dass es nach einer Ablehnung der Spar- und Reformauflagen der Geldgeber rasch eine Einigung auf weitere Finanzhilfen geben werde.