Umfrage der Verbraucherzentralen Entlastung bei Energiepreisen kommt nicht immer an
Mehr als 1600 Verbraucher haben sich bei den Verbraucherzentralen über die Energiepreisbremsen beschwert. Meist geht es um zu hohe Forderungen der Versorger. Der Branchenverband verweist auf Einzelfälle.
Die Verbraucherzentralen haben eine Umfrage über Probleme in der Umsetzung der staatlichen Strom- und Gaspreisbremsen durchgeführt und dabei mehr als 1600 Beschwerden eingesammelt. In der Hälfte der Fälle meldeten die Kundinnen und Kunden zu hohe Abschlagsforderungen des Versorgers, wie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mitteilte.
Die Verbraucherschützer dringen daher auf Verbesserungen in der Praxis. "Die Energiepreisbremsen sollen die Menschen unbürokratisch entlasten. Vielfach ist das Gegenteil eingetreten", sagte die Vorständin des Verbands, Ramona Pop, der "Funke Mediengruppe".
BDEW spricht von "erheblichem Aufwand" und Einzelfällen
Konkret beklagten sich 53 Prozent der unzufriedenen Kunden, dass die Energieversorger zu hohe Abschläge forderten. Andere seien schlecht informiert oder sie "landeten bei Rückfragen in Hotline-Warteschleifen", ergänzte Pop. In einem Viertel der Fälle, die dem vzbv gemeldet wurden, ging es darüber hinaus um falsch berechnete Jahresverbrauchsprognosen. Kundinnen und Kunden war es nach eigener Aussage teils nicht möglich, diese Prognose anpassen zu lassen.
Der vzbv forderte die Unternehmen daher auf, fehlerhaft berechnete Abschlagspläne kurzfristig zu korrigieren und auf erhöhte Abschlagszahlungen zu verzichten. Auch beim Wechsel des Anbieters zum 1. März gab es Probleme: Diese Kunden erhielten laut vzbv keine rückwirkenden Entlastungsbeiträge für Januar und Februar.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betonte, angesichts von 40 Millionen betroffenen Haushalten handele es sich um Einzelfälle. Die Versorger haben danach "mit erheblichem Aufwand in extrem kurzer Zeit eine staatlich gesetzte Preisbremse für rund 40 Millionen Haushalte umgesetzt". Es sei klar, dass es bei einer solchen Mammut-Aufgabe in Einzelfällen zu Problemen kommen könne. Für den größten Teil der Kundinnen und Kunden sei die Umsetzung aber reibungslos verlaufen.
Verbraucherzentralen appellieren an Bundesregierung
Die Verbraucherzentralen hatte den Aufruf Ende Februar gestartet und gefragt, welche Probleme es bei der Umsetzung der Entlastungspakete für Gas, Strom und Wärme gebe. Bis zum 1. Juni bekam sie knapp 1350 Antworten. Weil die Verbraucher jedoch nur nach Problemen gefragt wurden, sagen die Ergebnisse nichts darüber aus, wie viele Menschen insgesamt eher zufrieden oder eher unzufrieden mit den Preisbremsen sind.
Zusätzlich meldeten sich von März bis Juni weitere knapp 300 Menschen beim sogenannten Frühwarnnetzwerk der Verbraucherzentrale mit Problemen bei der Energiepreisbremse. vzbv-Chefin Pop leitet daraus ab, die Bundesregierung müsse "das Gesetz nachbessern und eindeutiger formulieren, damit die gewünschte Entlastung bei allen Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommt".
Die Preisbremsen für Gas, Strom und Fernwärme gelten seit März, rückwirkend auch für Januar und Februar. Der Staat deckelt auf diese Weise den Preis für 80 Prozent des Verbrauchs und zahlt den Versorgern für diesen Anteil die Differenz zum Marktpreis. Inzwischen bieten Versorger aber auch schon wieder Verträge mit Tarifen unterhalb der Obergrenzen der Preisbremsen an. Diese liegen für Strom bei 40 Cent je Kilowattstunde und für Gas bei 12 Cent je Kilowattstunde.