Anpassung der Fangquoten gefordert Fischbestände durch Klimawandel zusätzlich bedroht
Viele Fischarten sind bereits jetzt überfischt, für andere werden die Fangquoten immer wieder an die Bestände angepasst. Doch dabei würden die Folgen des Klimawandels zu wenig berücksichtigt, kritisiert die Nichtregierungsorganisation MSC.
Angesichts des Klimawandels und der Erwärmung der Meere fordert die MSC eine nachhaltigere Befischung der nordostatlantischen Bestände. "Derzeit werden Hering, Makrele und Blauer Wittling noch massiv überfischt, weil sich wichtige Fischereinationen wie Großbritannien, Norwegen, Island, Dänemark und Russland nicht auf Gesamtfangquoten einigen können, die den wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen."
Die Organisation warnt, dass das Fehlen dieser politischen Entscheidungen angesichts der Atlantik-Erwärmung genau jene Verkettung kritischer Umstände bilde, "die zu einem Hochrisikofaktor für die nordostatlantischen Fischbestände zu werden droht".
"Erhebliche Konsequenzen für das Ökosystem Meer"
Hering, Makrele und Blauer Wittling seien auf die kühlen Gewässer des Nordatlantik angewiesen, um sich vermehren zu können. "Die Erwärmung des Nordatlantik kann die Laichmöglichkeiten dieser Fischarten einschränken und zu einem Rückgang ihrer Bestände führen", heißt es. Das habe erhebliche Konsequenzen für das Ökosystem Meer, aber auch für die Verfügbarkeit dieser Fischarten für die Ernährung.
Da sich die Meere erwärmen und auch extreme Hitzewellen häufiger werden, müssten die betroffenen Regierungen der nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Fischbestände Vorrang einräumen, forderte MSC. "Langfristig werden nur gesunde, nicht zusätzlich durch Überfischung belastete Bestände dem Klimawandel standhalten können."
Reform der Fangquotenregelung
Schon vor einigen Wochen hatte die MSC eine Reform der Fangquotenregelung von den Regierungen der Fischfangnationen im Nordatlantik gefordert. In den vergangenen sechs Jahren sei die Fangmenge von Hering, Makrele und Blauem Wittling jeweils mindestens 20 Prozent höher gewesen als die wissenschaftlich empfohlene, nachhaltige Quote.
MSC hatte damit auf einen Bericht des Meeresforschungs- und Beratungsunternehmens ABPmer von Ende Juni reagiert. In seinem Bericht "North-East Atlantic Pelagic Fisheries - Management Challenges for Straddling Fish Stocks" hatte ABPmer festgestellt, dass die jüngsten wissenschaftlichen Gutachten (für 2023) für die drei Fischbestände zeigten, dass sie derzeit gesund seien. Das könne aber aufgrund von Umweltveränderungen und mehr Fischerei schwanken. Der Druck auf die Bestände durch Fischerei übersteige derzeit die Referenzwerte.
ABPmer: Mehrheitentscheidungen für Fangquoten
Daher hatte ABPmer empfohlen, Quotenverhandlungen künftig als Mehrheitsentscheidungen zu fällen statt eines einstimmen Konsens, damit das Scheitern von Vereinbarungen vermieden werde. So hätten sich die 15 Fangnationen, die im Südpazifik Makrelen fischten, per Mehrheitsentscheid auf eine nachhaltige Fangquotenaufteilung geeinigt, die seit Jahren eingehalten werde. Der Bericht hatte zudem empfohlen, besser größere Verhandlungspakete zu schnüren als jede Fischart einzeln zu verhandeln. Unabhängige Schlichtungsverfahren könnten bei der Umsetzung helfen.
"Die nachhaltige Bewirtschaftung gemeinsamer Fischbestände ist eine Herausforderung für alle Meeresgebiete", hatte ABPmer festgestellt. Die Bestände des Nordostatlantik profitierten von einer soliden wissenschaftlichen Grundlage, relativ wenigen Küsten- und Fischereistaaten, die an ihrer Nutzung und Bewirtschaftung beteiligt sind, und von einer gesunden Biomasse. Allerdings fehle ein umfassender Rechtsrahmen einschließlich Quoten, die sicherstellen, dass die Gesamtfangmengen auf das Niveau der wissenschaftlichen Gutachten begrenzt werden.