Wohnungssuche bei Mietern Speckgürtel statt Innenstadt
Bei der Suche nach einer Mietwohnung weichen Interessenten zunehmend auf die Speckgürtel der Metropolen aus - wegen horrender Preise in den Innenstädten. In vier Städten ist dieser Trend besonders stark zu beobachten.
Bei Immobilieneigentum ist es längst gang und gäbe: Kaufinteressierte schauen sich im Speckgürtel der Metropolen nach Häusern und Wohnungen um. Dort ist es günstiger, zudem gefällt ein naturnahes Umfeld gerade vielen Familien.
Größte Bewegung seit Jahren
Nun hat der Trend auch Wohnungen und Häuser zur Miete erreicht. Einer Untersuchung zufolge suchten Anfang 2024 erstmals mehr Bewohner der sieben größten deutschen Metropolen in deren Speckgürtel nach einer neuen Mietwohnung (41,9 Prozent) als innerhalb der Stadtgrenzen (35,8 Prozent). Das geht aus einer Studie des Immobilienportals ImmoScout24 hervor. Dabei werden als Speckgürtel alle Kreise bezeichnet, die vom Metropolkern bis zu 50 Kilometer entfernt liegen.
Im Vorjahr war es noch andersherum. Anfang 2023 sahen sich 43,8 Prozent der Suchenden innerhalb der Stadt um und nur 35 Prozent suchten im Speckgürtel. Das sei die größte Bewegung innerhalb der vergangenen fünf Jahre, heißt es von ImmoScout24.
Vor allem Berliner zieht es raus aus der Stadt
"Die Mehrheit der Menschen findet in den Metropolen keine bezahlbaren Mietwohnungen mehr. Sie sind gezwungen, ihre Suche auf das erweiterte Umland der Metropolen auszuweiten", erklärt Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24.
Dabei sind die Ausweichbewegungen bei vier deutschen Metropolen besonders stark. Vor allem in Berlin ist das Phänomen zu erkennen. In der Hauptstadt ist in den vergangenen fünf Jahren der Anteil derjenigen, die in der Innenstadt zur Miete suchen, um fast 20 Prozentpunkte gesunken. Anfang 2024 bezogen sich nur noch 43,1 Prozent aller Suchanfragen auf die Innenstadt. Zum Vergleich: 2019 waren es noch über 62,4 Prozent.
In München sucht jeder zweite Mieter im Speckgürtel
In München entfällt mit 50,2 Prozent bereits jede zweite Suchanfrage auf den Speckgürtel. Die Anteil der Suchanfragen innerhalb der Stadt ging 2024 dagegen abermals zurück und liegt nun nur noch bei 28,2 Prozent.
Erstmals seit diesem Jahr wird auch in Köln mehrheitlich im Speckgürtel gesucht, hierauf entfielen 42,2 Prozent der Suchanfragen. Nur 35,6 Prozent der Mietsuchen bezogen sich auf den Innenstadtbereich.
Ländlicher Raum bei Kaufinteressenten beliebt
In Stuttgart suchten sogar nur 30,3 Prozent der Mieter nach Häusern oder Wohnungen im Innenstadtbereich. Auch hier suchte die Mehrheit (43,8 Prozent) im Speckgürtel. Mit 17,2 Prozent entfiel zudem ein besonders hoher Anteil der Suchanfragen auf den ländlichen Raum. Das sind 5,1 Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt.
Unter Kaufsuchenden ist der Trend zum Speckgürtel nichts Neues. Allerdings entfielen Anfang 2024 darauf erstmals mehr als 40 Prozent der Suchanfragen - gefolgt vom ländlichen Raum auf Rang zwei mit 26 Prozent. Nur 23 Prozent der Suchanfragen bezogen sich auf den Innenstadtbereich.
Nicht immer ist es im Speckgürtel günstiger
Als Gründe für diese "Fluchtbewegung" in den Speckgürtel verweist Immoscout24 auf das knappe Angebot und die hohen Mieten in den Städten. Doch die gesteigerte Nachfrage nach Wohnungen und Häusern zur Miete im Speckgürtel der Metropolen lässt auch dort die Preise steigen. Einer Auswertung von Immoscout24 vom Herbst vergangenen Jahres zufolge stiegen die Wohnungsmieten im Speckgürtel von Berlin und Stuttgart sogar stärker an als im Zentrum.
Zwar lässt sich durch einen Umzug ins Umland der Städte für Mieter nach wie vor Geld sparen - doch das Einsparpotenzial schmilzt. So konnten 2023 im Umkreis von 16 bis 30 Kilometern zum Stadtzentrum von Berlin nur noch 8,3 Prozent Miete gespart werden. Im Vorjahr waren es 13,7 Prozent gewesen.