Abgasaffäre bei Volkswagen Staatsanwaltschaft weitet Ermittlungen aus
Die Zahl der Beschuldigten im VW-Skandal hat sich von sechs auf 17 erhöht. Darüber hinaus bekommen die Ermittler laut Staatsanwaltschaft ein immer besseres Bild über die Machenschaften des Konzerns. Die Mitarbeiter in Wolfsburg ereilten heute derweil keine guten Nachrichten.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat ihre Ermittlungen zum VW-Abgasskandal deutlich ausgeweitet. Die Zahl der Beschuldigten habe sich von sechs auf 17 erhöht, sagte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe. Unter ihnen befinde sich aber nach wie vor kein Vorstandsmitglied. Den Beschuldigten, die "alle aus dem Umfeld des VW-Konzerns im weitesten Sinne stammten", würden Betrug und mögliche Verstöße gegen das Gesetz vorgeworfen.
Das Bild der Ermittler zu den Hintergründen für die Manipulationen von Diesel-Fahrzeugen werde immer besser, sagte Ziehe. Nach wie vor laufe die Zeugenbefragung und Auswertung der konfiszierten Akten. In den nächsten Tagen würden auch die neuen Beschuldigten Post erhalten und befragt werden.
Weil warnt vor neuen Hiobsbotschaften
Unterdessen lud der Konzern die Mitarbeiter im VW-Stammwerk in Wolfsburg zu einer weiteren Betriebsversammlung ein. Diese wurde am Vormittag rege besucht - im Fokus standen Sorgen um die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze. "Sollte die Zukunftsfähigkeit von Volkswagen durch eine Strafzahlung in bislang einmaliger Höhe nachhaltig gefährdet werden, wird dieses auch dramatische soziale Folgen haben - nicht nur an unseren US-amerikanischen Standorten, sondern auch in Europa und anderswo", sagte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh vor mehr als 20.000 Mitarbeitern. VW hoffe sehr, dass die US-Behörden auch diese soziale und beschäftigungspolitische Dimension im Blick haben.
Auch Niedersachsens Regierungschef und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil besuchte die Betriebsversammlung. Er bereitete die Mitarbeiter auf neue Hiobsbotschaften in der Affäre vor. "Wir werden in diesem Jahr immer mal wieder mit unangenehmen Nachrichten im Zusammenhang mit 'Dieselgate' konfrontiert werden", sagte der Ministerpräsident bei einer Betriebsversammlung im Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg. Details nannte Weil jedoch nicht.
Zwischenbericht zur Schuldfrage erwartet
VW will in der zweiten April-Hälfte einen Zwischenbericht zur Schuldfrage vorlegen. Die Höhe der zu zahlenden Strafen - vor allem in den USA - ist noch nicht absehbar. In den Vereinigten Staaten ist noch nicht einmal ein Rückrufplan für die Autos beschlossen. "Der Schaden wird unterm Strich mit Sicherheit kein geringer sein. Das kann man heute schon sagen", sagte Weil zu den finanziellen Folgen der Affäre. Das Land Niedersachsen ist nach den Familien Porsche und Piëch der größte Aktionär bei VW.
Volkswagen hatte im September eingeräumt, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen in den USA die Abgaswerte manipuliert zu haben. Durch eine entsprechende Software wurde bei den Tests ein niedrigerer Schadstoffausstoß gemessen als im Normalbetrieb. Die Software wurde weltweit in elf Millionen Dieselfahrzeuge eingebaut. Europas größtem Autobauer drohen deshalb hohe Schadensersatzzahlungen und Strafen.