Aktionäre stimmen für Entlastung Vertrauensvotum für VW-Spitze
Der Vorstand von VW kann erst einmal aufatmen: Auf der Hauptversammlung sprachen die Aktionäre der Unternehmensspitze für das abgelaufene Skandaljahr 2015 das Vertrauen aus. Doch gerade das Land Niedersachsen verpasste der Chefetage bei der Abstimmung einen ordentlichen Dämpfer.
Das drohende Fiasko für die Führungsetage des Autobauers Volkswagen blieb aus. Am späten Abend sprachen die Aktionäre des Unternehmens der Konzernspitze das Vertrauen aus - trotz der Folgen des Abgasskandals und trotz laufender Ermittlungen. Stundenlang hatten die Teilnehmer der Hauptversammlung debattiert, erst um kurz nach 21 Uhr konnte die Abstimmung schließlich beginnen.
Sowohl der amtierende Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch als auch der zurückgetretene Vorstandschef Martin Winterkorn wurden mit jeweils mehr als 97 Prozent der Stimmrechte für das vergangene Skandaljahr entlastet. Pötsch hatte im vergangenen September, als die Manipulationen der Abgaswerte bekannt geworden waren, das Amt des Finanzvorstandes inne und war im Oktober in den Aufsichtsrat gewechselt.
Auch VW-Markenchef Herbert Diess sprachen die Aktionäre das Vertrauen aus. Gegen ihn und Winterkorn ermittelt die Braunschweiger Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Marktmanipulation im Zuge des Dieselskandals. Vorangegangen war den Ermittlungen eine Anzeige der Finanzaufsicht Bafin gegen den gesamten ehemaligen Vorstand wegen Marktmanipulation.
VW-Spitze fährt weiter reumütigen Kurs
Vor der Abstimmung hatte sich Pötsch nochmals für den Dieselskandal bei den Aktionären entschuldigt. Er bedauere, dass der Skandal "auf dieses großartige Unternehmen einen Schatten wirft". Doch der Konzern müsse nun handlungsfähig bleiben, mahnte der Aufsichtsratschef und betonte, das Unternehmen sei beim aktuellen Vorstand "in guten Händen".
Auch VW-Chef Matthias Müller verfolgte seinen reumütigen Kurs vor den Aktionären weiter: "Dieses Fehlverhalten widerspricht allem, wofür Volkswagen steht. Es hat unser höchstes Gut beschädigt: Das Vertrauen der Menschen in unser Unternehmen und unsere Produkte."
Niedersachsen verweigert Winterkorn und Diess Vertrauen
Doch nicht jeder Aktionär teilte diese Ansicht. Gerade das Land Niedersachsen verpasste der VW-Spitze als Großaktionär einen ordentlichen Dämpfer. Es enthielt sich bei der Abstimmung über die Entlastung von Ex-Konzernchef Winterkorn und Markenchef Diess und verweigerte den beiden damit den Vertrauensbeweis. Niedersachsen hält 20 Prozent am Unternehmen.
Das Land wolle die Neutralität wahren, solange der Skandal aufgearbeitet werde, hieß es zur Begründung. "Niedersachsen möchte im derzeitigen Verfahrensstand nicht auch nur den geringsten Anschein erwecken, sich in der Frage der laufenden Ermittlungsverfahren zu positionieren", teilte eine Sprecherin der Landesregierung mit. Sie betonte weiterhin, dass die Unschuldsvermutung gelte, bis die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abgeschlossen seien: "Vorschnelle Schlussfolgerungen verbieten sich."
Entscheidend war allerdings das Votum der Porsche-Holding PSE als wichtigster Großaktionär, hinter der die Eignerfamilien Porsche und Piëch stehen. Die PSE hält gut 50 Prozent der Stimmen bei VW und hatte bereits vor der Hauptversammlung angekündigt, sich für die Entlastung des Managements auszusprechen.
Niedrigere Dividende beschlossen
Außerdem beschlossen die Anteilseigner die Auszahlung einer Dividende, die allerdings sehr viel niedriger ausfällt als im Vorjahr. Pro Stammaktie gibt es elf Cent. Im Jahr zuvor waren es noch 4,80 Euro. Pro Vorzugsaktie werden 17 Cent ausgezahlt - nach 4,86 Euro im Vorjahr.