Wachstumsprognose der Sachverständigen "Fünf Weise" rechnen mit 1,6 Prozent
0,4 Prozent in diesem, 1,6 Prozent im nächsten Jahr - so lautet die Wachstumsprognose der "Wirtschaftsweisen". Gefahr droht, glaubt man den Experten, allerdings durch schwarz-rote Vorhaben wie Mindestlohn oder Mütterrente. Diese Pläne seien "rückwärtsgewandt".
1,6 Prozent Wachstum, 42,1 Millionen Beschäftige, 2,95 Millionen Arbeitslose - das sind die Kernprognosen der sogenannten Wirtschaftsweisen für die deutsche Wirtschaft 2014. Die Schätzungen fügen sich in eine Reihe ähnlicher Vorhersagen anderer Wirtschaftswissenschaftler. So rechnen die Fachleute der Bundesregierung mit 1,7 Prozent, die Ökonomen der EU-Kommission mit 1,4 Prozent und das Gemeinschaftsgutachten der großen Wirtschaftsinstitute mit 1,8 Prozent Zuwachs.
Für dieses Jahr geht der Sachverständigenrat - so der offizielle Name der "fünf Weisen" - von einem Plus von lediglich 0,4 Prozent aus. Dass die Wirtschaft 2014 anziehen werde, liege vor allem an der zunehmenden Nachfrage nach deutschen Gütern aus dem Ausland, hieß es.
Keine Immobilienblase
Was die angebliche Gefahr einer Immobilienblase in Deutschland betrifft, geben sich die fünf Ökonomen derweil gelassen. In einigen Regionen drohe zwar womöglich eine Überhitzung der Häuserpreise. Insgesamt gesehen aber lasse "die Belebung des Immobilienmarkts bisher keine Anzeichen für gesamtwirtschaftliche Fehlentwicklungen erkennen".
Die Bundesbank hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass in Großstädten wie Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart oder Düsseldorf die Preise für Wohnimmobilien um bis zu 20 Prozent überbewertet sein könnten.
Warnung vor "Verwässerung" der Agenda 2010
Kritik übten die Wirtschaftsweisen an den Plänen von Union und SPD in den Koalitionsgesprächen. Maßnahmen wie die Mütterrente, eine Aufstockung niedriger Renten sowie Ausnahmen von der Rente mit 67 gingen überwiegend zu Lasten der kommenden Generationen. Auch den geplanten gesetzlichen Mindestlohn kritisieren die Wissenschaftler: Die Vorhaben seien "rückwärtsgewandt" und drohten die Agenda 2010 zu verwässern.
Die Hinweise der Regierungsberater würden ernst genommen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Annahme des neuen Jahresgutachtens in Berlin. Inwieweit dies tatsächlich der Fall ist, bleibt indes fraglich. Seit der Wirtschaftskrise, deren Ausmaße kaum ein deutscher Spitzenökonom auch nur annähernd vorhergesagt hatte, haben die Experten in Berlin einen schweren Stand.
Der Sachverständigenrat wurde 1963 gegründet, um die Regierung wirtschaftspolitisch zu beraten. Geleitet wird das Gremium zurzeit von Christoph Schmidt, dem Präsidenten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Die übrigen "Weisen" sind Peter Bofinger, Claudia Buch, Lars Feld und Volker Wieland.