Wärmepumpe
reportage

Verunsicherung durch Heizungsgesetz "Schockstarre" in der Wärmepumpen-Branche

Stand: 30.06.2023 18:10 Uhr

Noch bis vor Kurzem gab es einen regelrechten Run auf Wärmepumpen und die Handwerksbetriebe kamen mit den Installationen nicht nach. Der Streit rund um das geplante Heizungsgesetz hat die Situation aber völlig verändert.

Eigentlich hat Falk Donner sich von der Wärmewende-Politik ein langanhaltend gutes Geschäft erhofft. Der Heizungsbauer hatte sich schon vor mehr als 20 Jahren auf die Installation von Wärmepumpen spezialisiert, ausreichend Geräte im Lager und 50 Mitarbeiter. Er war damit gut vorbereitet auf den großen Ansturm.

Was tatsächlich kam, war ein extremes Auf und Ab. "Vergangenes Jahr haben wir tatsächlich 300 Geräte installiert", erzählt er. "Doch seit einem halben Jahr verkaufen wir so gut wie gar nichts mehr." Die Aufträge seien um 80 Prozent eingebrochen. Wie Donner und seiner Firma "AF Wärme" gehe es im Moment vielen in der Branche, heißt es beim Bundesverband Wärmepumpe. Vor allem seit die Bundesregierung beim Zeitplan für den Heizungsumbau den Druck reduziert habe.

Die Ökovorgaben für die Hausheizungen sollen nur dann gelten, wenn ein Anschluss ans Fernwärmenetz nicht möglich ist. Und auch das erst dann, wenn die Verwaltung des Wohnorts einen sogenannten Wärmeplan erstellt hat. Bis spätestens 2028 kann sie sich damit Zeit lassen.

Heizungsbauer und das Hickhack um das Gebäudeenergiegesetz

Thomas Denzel, SWR, Mittagsmagazin, 30.06.2023 13:00 Uhr

Warten auf die Politik

"Wir haben gerade so etwas wie eine Schockstarre", berichtet Donner. "Alle sagen uns, dass sie zwar Interesse an einer Wärmepumpe haben, dass sie aber abwarten müssten, was die Politik macht." Seine Außendienstverkäufer könnten im Moment kaum noch jemanden vom Kauf einer Wärmepumpe überzeugen. Zwei der drei Verkäufer hätten inzwischen das Unternehmen verlassen, weil sie nicht mehr genug Provision verdienten.

Heute ist der Wärmepumpen-Fachmann mit zwei Kollegen in St. Johann auf der Schwäbischen Alb. Hier arbeiten sie einen der alten Aufträge ab, die sie noch haben. In Jürgen Gollers Einfamilienhaus installieren sie eine Wärmepumpe - als Ergänzung zur Pellet-Heizung, ein Hybrid-System also.

"Ich habe schon vor einem Jahr bestellt und meine frühe Entscheidung nicht bereut", sagt Goller. Er habe schon damals 45 Prozent staatliche Förderung bekommen und glaube nicht, dass er jetzt sehr viel mehr erwarten könnte. "Die 70 Prozent, die jetzt vielleicht vom Herrn Habeck versprochen werden, auf die verzichte ich gerne, denn ich glaube, dass die Hürde am Ende so hoch liegen wird, dass nur sehr wenige diese Förderung bekommen."

"Vieles noch Spekulation, manches zu früh bekannt"

Vieles ist noch Spekulation rund um die Wärmewende, manches sei aber auch zu früh bekannt, findet Donner. Er hält es für wenig professionell, dass die Bundesregierung jetzt schon erklärt, dass die neuen Förderrichtlinien ab 2024 gelten sollten.

"Ist doch klar, dass heute die meisten weniger entspannt sind als Herr Goller und jetzt fast niemand eine Wärmepumpe kauft", glaubt er. Außerdem hofft er, dass die Regierung die Strategie ändert und nach Einigung auf ein Gesetz die Fördergelder sofort freigibt. Sonst drohe eine Hängepartie bis Ende des Jahres. "Das wäre schlecht für mein Geschäft aber auch für die Wärmewende."

Donner und sein Kunde Goller sind davon überzeugt, dass es ein Eingreifen des Staates braucht, wenn man einen Umbau zum umweltfreundlicheren Heizen schaffen will. Aber die Politik habe das Projekt nicht besonders gut organisiert. Schon viel zu lange seien die Menschen nun im Unklaren wohin der Weg geht, das habe Ängste geschürt und Folgen gehabt, die ganz und gar nicht im Sinne der Sache seien. "Wir haben uns ja auf regenerative Heizsysteme konzentriert", sagt Donner. "Aber vielen Heizungsbauern bleibt nichts anderes übrig, als es den Kunden recht zu machen und noch schnell eine Öl- oder Gasheizung einzubauen."

Hoffen auf einen neuen Boom

Seine Firma "AF Wärme" gehe geschäftlich gerade "durch ein tiefes Tal", sagt Donner. Was bleibe, sei die Hoffnung auf einen Bestellboom im kommenden Jahr. Mit dem sei zwar fast sicher zu rechnen. Die Frage ist nur, wie groß er ausfällt.

Weil die Vorgaben für die Hausheizungen vom Stand der Wärmeplanung der Kommunen abhängig gemacht werden sollen, kommt der Stichtag für den Öko-Umbau mancherorts erst Jahre nach dem 1. Januar 2024 .

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Erste am 30. Juni 2023 um 13:00 Uhr im ARD-Mittagsmagazin.