SIPRI-Bericht Umsätze von Rüstungsunternehmen steigen
Zum siebten Mal in Folge sind die Umsätze der 100 größten Waffenhersteller der Welt gestiegen. Auch deutsche Unternehmen verbuchten teils deutliche Zuwächse, zeigt der SIPRI-Bericht. Sie könnten ohne Pandemie noch größer sein.
Die 100 größten Rüstungsunternehmen der Welt haben im vergangenen Jahr Waffen für rund 563 Milliarden Euro verkauft. Das ist erneut mehr als im Jahr zuvor, nämlich ein Anstieg von knapp zwei Prozent. Laut den Berichten des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) steigen die Verkaufszahlen bereits seit 2018.
Die Pandemie jedoch verlangsamt diese Entwicklung, sagt Analyst Diego Lopes da Silva von SIPRI: "Zum einen wurden Lieferketten unterbrochen, dadurch stiegen Produktionskosten und es kam zu Verspätungen. Und dann haben viele Länder nach der Pandemie Wiederaufbaupakete beschlossen, die zu einer höheren Inflation geführt haben, was wiederum den Waffenverkauf beeinträchtigt hat."
Pandemiefolgen dämpfen das Wachstum
Ohne die Auswirkungen der Pandemie hätte die Rüstungsindustrie deutlich stärker wachsen können, glauben die Forschenden. Denn laut SIPRI haben Staaten weltweit noch nie so viel Geld für Militär ausgegeben wie im Jahr 2021. Die Rüstungsindustrie wird jedoch noch einige Jahre brauchen, um wieder im gewohnten Tempo liefern zu können.
Und selbst der Krieg gegen die Ukraine bremse die Produktion teilweise aus, auch wenn viele Länder bereit sind, aufzurüsten. Doch die Sanktionen gegen Russland sorgen auch für Lieferprobleme - denn Russland gilt als wichtiger Rohstoff-Lieferant für die Waffenproduktion. Die Aufrüstungspläne mancher Länder in Europa oder die der USA könnten so einen Dämpfer bekommen, erklärt da Silva. "Es gibt andere potenzielle Lieferanten von Rohstoffen, wie China oder Indien. Aber das ist eine politische Frage, wie sich das entwickeln wird. Ob westliche Länder in diese Märkte hineingehen und wie China und Indien die Nachfrage nach Rohstoffen in Europa als Druckmittel nutzen können."
Wichtigste Waffenhersteller kommen aus den USA
Im Ranking der 100 größten Konzerne der Rüstungsindustrie liegen weiterhin US-amerikanische Unternehmen auf den ersten fünf Plätzen. Allerdings waren die USA die einzige Region, in der Waffenverkäufe in 2021 im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen - Grund dafür sei die hohe Inflation.
Fast jedes dritte Unternehmen in den Top 100 der Rüstungskonzerne hat seinen Sitz in Europa. In Deutschland ist Rheinmetall weiterhin größter Waffenproduzent und liegt im weltweiten Vergleich auf Platz 31. Rheinmetall musste laut dem SIPRI-Bericht pandemiebedingte Einbußen bei den Waffenverkäufen hinnehmen. Der zweitgrößte deutsche Waffenproduzent ThyssenKrupp hingegen konnte seine Verkäufe laut SIPRI um elf Prozent steigern - dank der Auslieferung größerer Bestellungen beispielsweise für die deutsche Marine.
Institut erwartet zunehmende Verkaufszahlen
Insgesamt werde der Markt weiter wachsen, glaubt Analyst Diego Lopes da Silva von SIPRI. "Viele europäische Länder haben steigende Militärausgaben angekündigt in Höhe von rund 200 Milliarden Dollar. Ein Teil dafür ist auch für die Materialbeschaffung gedacht, deshalb werden die Verkäufe weiter ansteigen."
Das SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) ist eine unabhängige Einrichtung, die jährlich Berichte zu Waffenindustrie, Rüstungskäufen, Konflikten und Waffenexporten veröffentlicht. Finanziert wird SIPRI zum großen Teil von der schwedischen Regierung und arbeitet eng mit den Vereinten Nationen und der Europäischen Union zusammen.