Nach Druck aus Weißem Haus GM-Chef Wagoner tritt ab
Der Chef des US-Autobauers General Motors, Wagoner, tritt zurück. Er beugt sich damit dem Druck der US-Regierung, die seinen Abgang zur Bedingung für weitere finanzielle Staatshilfen für die angeschlagenen amerikanischen Autohersteller gemacht haben soll.
Von Klaus Kastan, BR-Hörfunkstudio Washington
In der Autostadt Detroit gibt es heute nur ein Thema: Rick Wagoner, der Vorstandschef von General Motors, wird seinen Posten zur Verfügung stellen. Wagner kommt damit einer Forderung des amerikanischen Präsidenten nach. Obama hatte klar gemacht, dass es nur dann weitere Staatshilfen für GM geben werde, wenn Wagoner zum Rückzug bereits sei.
In ersten Interviews mit amerikanischen Fernsehsendern zeigten sich GM-Arbeiter verärgert über die aktuelle Situation: "Ich bin empört, weil dies ein erzwungener Rücktritt ist. Ich kann nicht glauben, dass die Regierung in der Lage ist, einen Vorstandsvorsitzenden aus dem Job zu jagen."
Kein Vertrauen mehr in Wagoner
Doch die Position des Präsidenten ist klar: Die Autokonzerne GM und Chrysler werden nur dann finanziell weitere Staatshilfen erhalten, wenn sie den Forderungen der Regierung in Washington nachkommen - frei nach dem Motto: Wer zahlt, schafft an. Wagoner wurde im Jahr 2000 zum GM-Vorstandsvorsitzenden ernannt. In den letzten Jahren häuften sich die Verluste des Konzerns auf über 80 Milliarden Dollar. Dem bisherigen GM-Chef wird zweierlei vorgeworfen: Er habe das Unternehmen strategisch falsch ausgerichtet und er sei der Hauptverantwortliche für die finanzielle Misere. Nachfolger Wagoners wird nach GM-Angaben der bisherige Konzernvize Fritz Henderson.
Nur kurzfristige Hilfen für US-Autobauer?
Präsident Obama wird sich heute im Laufe des Tages zur Situation der amerikanischen Autohersteller äußern. Aus dem Weißen Haus war zu erfahren, dass die Regierung kurzfristige Überlebenshilfen für GM und Chrysler gewähren werde. Die Finanzmittel aus Washington werden die beiden Unternehmen in den kommenden Wochen liquide halten.
Allerdings werde Obama den Konzernen im Gegenzug hierfür strikte Auflagen abverlangen. In einem Interview mit dem Fernsehsender CBS meinte Obama gestern: "Was sie einfach wissen müssen, ist, dass wir zwar eine erfolgreiche US-Autoindustrie haben wollen, aber es muss eine Industrie sein, die schlanker werden und auf dem Markt konkurrenzfähig sein muss."
Konzepte konnten offenbar nicht überzeugen
Unklar ist bisher, welche Auswirkungen die aktuellen Veränderungen an der GM-Spitze für die Opel-Tochter in Rüsselsheim haben wird. Stellungnahmen wurden bisher nicht in Detroit veröffentlicht. Fest steht aber: Der amerikanische Präsident ist unzufrieden mit den Zukunftskonzepten, die GM und Chrysler bisher in Washington vorgelegt haben. Obama verlangt stärkere Einsparungsmaßnahmen - und zwar auf allen Ebenen: "Das heißt, dass alle beteiligten Parteien Opfer bringen müssen: Management, Arbeitnehmer, Aktionäre, Gläubiger, Zulieferer und Händler."