Chinas Immobilienmarkt Evergrande stößt Firmenteile ab
Der hochverschuldete Immobilienkonzern Evergrande verkauft seine Anteile am Streaming-Unternehmen HengTen, um Verbindlichkeiten zu bedienen. Analysten schlagen Alarm und warnen vor einem Zahlungsausfall.
Der chinesische Immobilienentwickler Evergrande verkauft Konzernanteile, um seine Schuldenlast zu verringern. Wie aus Unterlagen der Hongkonger Börse hervorgeht, hat der hochverschuldete Konzern Anteilsscheine des Streaming-Unternehmens HengTen Network im Wert von rund 274 Millionen Dollar abgestoßen. Die Aktien von Evergrande gaben als Reaktion darauf weiter nach.
HengTen gilt als das Netflix Chinas, seine Anteile gingen nach dem Verkauf bis zu 28 Prozent nach oben. Evergrande hatte bereits in den vergangenen Wochen Aktien der Streaming-Tochter verkauft, um Verbindlichkeiten bedienen zu können. Den 18-prozentigen Anteil an dem Streaming-Unternehmen verkaufte Evergrande mit einem Abschlag von 24 Prozent zum Schlusskurs vom Mittwoch. Der Immobilienentwickler teilte mit, dass 20 Prozent des Kaufpreises innerhalb von fünf Arbeitstagen nach dem Datum der Vereinbarung fällig würden, der Rest solle innerhalb von zwei Monaten abgewickelt werden.
Nächste Frist läuft Ende Dezember ab
Evergrande hat Schulden in Höhe von 300 Milliarden Dollar bei Banken und anderen Gläubigern. In den vergangenen Wochen hatte der Immobilienentwickler bereits mehrfach Fristen für die Zahlung von Anleihezinsen verstreichen lassen.
Ende Dezember läuft die nächste Zahlungsfrist ab: Dann muss der Konzern Kupons in Höhe von 255 Millionen Dollar bedienen. Investoren und Analysten fürchten, dass Evergrande auch diese Zahlung nicht leisten kann.
Analysten von S&P schlagen Alarm
Die Ratingagentur S&P schlugen nach dem Verkauf der HengTen-Anteile Alarm, auch wenn sich die Liquiditätslage kurzfristig verbesserte: "Das Unternehmen ist nicht mehr in der Lage, Immobilien zu verkaufen, was bedeutet, dass das Hauptgeschäftsmodell praktisch nicht mehr besteht", schrieben die Analysten in einer Kurzanalyse. "Dies macht eine vollständige Rückzahlung seiner Schulden unwahrscheinlich."
Im März und April würden für den chinesischen Immobilienriesen weitere Rückzahlungen in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar fällig, so die Analysten. Außerdem stehe Frühjahr der Lackmustest bevor.
Weitere Unternehmen wanken
Die Befürchtungen von Analysten wachsen, dass bei einem Zusammenbruch von Evergrande auch andere Immobilienentwickler Chinas folgen könnten. Neben Evergrande kämpfen bereits der Immobilienentwickler Fantasia und Modern Land mit Zahlungsschwierigkeiten, und die Bewertungen der Yango Gruppe und die Kaisa Gruppe wurden ebenfalls herabgesetzt.