Blick auf die Wolkenkratzer in der Innenstadt von Warschau.
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Handelsbeziehungen So wichtig ist Polen für die deutsche Wirtschaft

Stand: 13.12.2023 13:39 Uhr

Auch für deutsche Unternehmen ist der Machtwechsel in Polen mit Hoffnungen verbunden. Doch schon jetzt ist der östliche Nachbar ein bedeutender Wirtschaftsfaktor - etwa als Handelspartner oder Exportmarkt.

Der Regierungswechsel in Polen mit dem heute vereidigten Ministerpräsidenten Donald Tusk weckt in der deutschen Wirtschaft die Hoffnung auf eine europafreundlichere Politik in Warschau. Allerdings hat sich das Nachbarland bereits in den vergangenen fünf Jahren zu einem der wichtigsten Handelspartner entwickelt. Von den Beziehungen hängen Hunderttausende Jobs ab - auf beiden Seiten der Oder.

Fünftgrößter Partner für den deutschen Handel

Polen ist der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands, noch vor traditionellen westlichen Industrienationen wie Italien oder Großbritannien. 2022 wurden Waren im Wert von knapp 170 Milliarden Euro zwischen beiden Ländern gehandelt. Deutschland exportiert vor allem chemische Erzeugnisse, Maschinen, Fahrzeuge und Elektrotechnik - insgesamt summierten sich die Lieferungen auf fast 91 Milliarden Euro.

Aus dem Nachbarland importiert werden besonders Elektrotechnik, Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile, Maschinen und Nahrungsmittel. Der Gesamtwert der Einfuhren aus Polen lag im vergangenen Jahr bei mehr als 77 Milliarden Euro.

Der Wert der deutschen Direktinvestitionen in Polen beträgt der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge aktuell mehr als 41 Milliarden Euro. Im Gegenzug werden die polnischen Direktinvestitionen in der Bundesrepublik auf über 2,3 Milliarden Euro beziffert.

Attraktiv als Standort

Darüber hinaus sind nach Angaben der Auslandshandelskammer rund 5.500 deutsche Unternehmen in Polen aktiv. Zuletzt erzielten sie zusammen einen Jahresumsatz von annähernd 100 Milliarden Euro (2021). Parallel dazu sind etwa 1.500 polnische Unternehmen in Deutschland tätig - die zuletzt einen Jahresumsatz von knapp sieben Milliarden Euro erwirtschafteten.

Gerade für die deutsche Industrie ist Polen aufgrund der EU-Mitgliedschaft, der geografischen Nähe, der gut ausgebildeten und motivierten Arbeitskräfte sowie der dynamischen Wirtschaftsentwicklung laut dem Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft seit Jahrzehnten ein hoch attraktiver Standort. Das sorgt für eine Menge Arbeitsplätze: Die deutschen Unternehmen beschäftigen in Polen etwa 450.000 Menschen.

Deutschland ist nach Angaben der UN mit knapp 21 Prozent für Polen sowohl das größte Importland noch vor China als auch der wichtigste Abnehmer (27,8 Prozent). "Rund 1,2 Millionen Jobs in Polen hängen vom deutschen Endverbrauch ab", erklärte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Cathrina Claas-Mühlhäuser. Die in Deutschland aktiven polnischen Unternehmen beschäftigten etwa 10.000 Mitarbeiter.

Wirtschaft hofft auf "Schrittmacher für Europa"

Der Ost-Ausschuss mit seinen rund 350 Mitgliedsunternehmen hofft nach dem Machtwechsel nun auf frische Impulse für die Geschäfte mit Polen. "Mit dem Antritt der neuen Regierung Tusk verbinden wir die Hoffnung auf einen neuen Aufschwung in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen", so Claas-Mühlhäuser. Die politischen Spannung der vergangenen Jahre hätten zu einer eine Verunsicherung bei den Firmen geführt. Nun könne "der deutsch-polnische Wirtschaftsmotor" wieder "zum Schrittmacher für Europa werden".

Polen sei ein attraktiver Investitionsstandort, der kurze und sichere Lieferwege garantiere. Durch einen konstruktiven Dialog der neuen Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk in Warschau mit Berlin und Brüssel kämen diese Stärken wirtschaftlich wieder voll zum Tragen. "Schon jetzt spüren wir ein gesteigertes Interesse deutscher Unternehmen an Polen", betonte die Vorsitzende.

Mit der Vereidigung des ehemaligen EU-Ratspräsidenten Tusk zum Ministerpräsidenten gibt es nach acht Jahren mit der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) wieder eine pro-europäische Regierung. So könnte der jahrelange Streit zwischen der EU und Polen etwa über die umstrittene Justizreform und die Zuteilung von eingefrorenen EU-Mitteln in Milliarden-Höhe enden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 13. Dezember 2023 um 06:35 Uhr.