Exportwege seit dem EU-Embargo Russland leitet Öl nach China und Indien um
Die EU-Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben zu einer Umleitung der Ölexporte Russlands geführt: Inzwischen sind China und Indien die Hauptabnehmer. Europa spielt kaum noch eine Rolle.
Russland hat seine Ölexporte nach eigenen Angaben fast vollständig nach China und Indien umgeleitet. Inzwischen sorgen die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt für die Abnahme von fast 90 Prozent der russischen Ölexporte.
Allein 45 bis 50 Prozent der russischen Erdölausfuhren würden an China geliefert, 40 weitere Prozent an Indien, so der für Energie zuständige Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak.
Nur noch vier bis fünf Prozent nach Europa
Die Rolle Europas als Importeur russischen Öls wird dagegen immer geringer. "Während wir vorher 40 bis 45 Prozent des Exportvolumens an Erdöl und Erdölprodukten an Europa geliefert haben, erwarten wir, dass diese Zahl bis Ende des Jahres nicht mehr als vier oder fünf Prozent betragen wird", so Nowak.
Die EU-Staaten hatten Russland im vergangenen Jahr wegen seines Krieges gegen die Ukraine mit Sanktionen für den Energiesektor belegt. Dabei wurde ein Ölembargo verhängt, das nur Ausnahmen für EU-Mitgliedsstaaten vorsieht, die aufgrund ihrer geographischen Lage besonders von russischen Lieferungen abhängig sind.
"Indisches" Öl für Europa?
Indien etwa hatte zuvor fast keine Lieferungen aus Russland bezogen. Das Land konnte Medienberichten zufolge vergünstigtes Rohöl aus Russland beziehen, dieses raffinieren und an europäische Kunden verkaufen. Diese Käufe sind zwar legal, doch umgehen sie nach Einschätzung von Kritikern die westlichen Sanktionen.
Laut Vize-Ministerpräsident Nowak erzielte Russland mit seinen Öl-Exporten 2023 Einnahmen von umgerechnet etwa 88 Milliarden Euro. Damit lägen die Einnahmen auf einem vergleichbaren Niveau wie im Jahr 2021, so der Politiker. Die Öl- und Gasindustrie macht laut Nowak 27 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts sowie 57 Prozent der Exporteinnahmen des Landes aus.
Auch Gasexporte nach China gesteigert
Auch die Gasexporte Russlands nach China haben im abgelaufenen Jahr zugelegt. Der russische Gaskonzern Gazprom erklärte vor wenigen Wochen, er rechne mit einem Anstieg der Gaslieferungen nach China von 15,5 auf 22 Milliarden Kubikmeter in diesem Jahr.
Die EU-Staaten beziehen russisches Gas weiterhin über einige kleinere Pipelines, aber vor allem auch über verflüssigtes Erdgas, LNG. Rund die Hälfte der russischen LNG-Exporte landen derzeit in EU-Staaten.