Neuer Welthandelsbericht WTO plädiert für "Re-Globalisierung"
Die Welt ist durch Handelsbeziehungen zusammengewachsen. Doch angesichts zunehmender Konflikte warnt die Welthandelsorganisation (WTO) davor, dass die globale Wirtschaft unberechenbarer wird.
Das Zauberwort im neuen WTO-Bericht heißt "Re-Globalisierung". Gemeint ist: mehr internationale Zusammenarbeit - und eine Rückbesinnung auf die Gründungszeit der Welthandelsorganisation nach dem Zweiten Weltkrieg, auf die Idee, dass enge Handels- und Wirtschaftsbeziehungen Frieden und Wohlstand fördern.
Skepsis und Spannungen im globalen Handel
Diese Vision sei heute in Gefahr, "ebenso wie die Zukunft einer offenen und berechenbaren Weltwirtschaft", warnt WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala in ihrem Vorwort zum Welthandelsbericht 2023. Ereignisse wie Russlands Angriff auf die Ukraine oder die Corona-Pandemie hätten zu Skepsis und Spannungen im internationalen Handel geführt.
Im Bericht ist die Rede von einem "Trend zu verschärften Exportbeschränkungen" sowohl während der Pandemie als auch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und den darauf erfolgten Sanktionen. "Die Exportbeschränkungen für kritische Rohstoffe haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verfünffacht", schreibt die WTO.
Geopolitische Krisen machen sich bemerkbar
Der Bericht stellt zwar fest, dass der Welthandel trotz allem immer noch floriert. Aber die geopolitischen Verwerfungen machten sich zunehmend bemerkbar - was auf eine "Zersplitterung der Handelsbeziehungen" hindeute, so die WTO. Die Handelsströme zwischen den geopolitischen Blöcken seien um vier bis sechs Prozent langsamer gewachsen als innerhalb dieser Blöcke, die die WTO nach dem Abstimmungsverhalten der Länder in der UN-Generalversammlung definiert.
Angesichts der gewaltigen globalen Probleme aber - von Sicherheit über Chancengleichheit bis zum Klimawandel - seien internationaler Handel und Zusammenarbeit entscheidend. Die WTO sei nicht perfekt, so Generaldirektorin Okonjo-Iweala, aber die Argumente für eine Stärkung des Handelssystems seien weitaus stärker als die Argumente für eine Abkehr von ihm.