Zehn Kreuzfahrtschiffe für Malaysia Milliardenauftrag für deutsche Werften
Rekordauftrag für vier Werften in Deutschland: In Wismar, Warnemünde und Stralsund sollen zehn Kreuzfahrtschiffe für die malaysische Genting-Gruppe entstehen, die dann in Bremerhaven ausgestattet werden. Die Aufträge haben einen Wert von 3,5 Milliarden Euro.
Die Werften der Lloyd-Gruppe in Bremerhaven, Wismar, Warnemünde und Stralsund werden zehn Kreuzfahrtschiffe für die malaysische Genting-Gruppe bauen. Die Aufträge - zu denen noch weitere kleinere Neubauten zählen - haben einen Wert von insgesamt 3,5 Milliarden Euro. "Das ist ein großer Tag für die deutsche Schiffbauindustrie und für Genting. Ich bin sicher, dass wir sehr gute Schiffe von den Werften erhalten werden", sagte Vorstandschef Tan Sri Lim Kok Thay.
Die Schiffe sollen in den drei ostdeutschen Werften gebaut und dann in Bremerhaven ausgestattet werden. Sie sind sind für Crystal Cruises und Star Cruises bestimmt - beides Tochterunternehmen des Genting-Konzerns, der nach der Lloyd-Werft in Bremerhaven im März auch die ehemaligen Nordic-Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund übernommen hatte.
"Wir sehen einer guten Zukunft entgegen"
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering äußerte sich zuversichtlich, dass die drei beteiligten Werften in seinem Bundesland nach komplizierten Jahren nun mit den Großaufträgen wieder eine Perspektive bekommen und viele Menschen sichere Arbeitsplätze. "Es war wichtig und richtig, dass wir den Werften - auch gegen Kritik - über die schweren Zeiten geholfen haben", sagte der SPD-Politiker.
Nach Angaben von Lloyd-Geschäftsführer Rüdiger Pallentin sind für den Bau der Schiffe insgesamt 3000 Schiffbauer und Konstrukteure erforderlich. Damit werde sich die Belegschaft auf den vier Werften fast verdoppeln. An den drei Standorten in Mecklenburg-Vorpommern, die zuletzt mit dem Bau von Plattformen für Offshore-Windparks gegen die Krise gekämpft hatten, waren zuletzt ungefähr 1400 Menschen beschäftigt.
"Die Zusammenarbeit mit Genting ist für die Werften ein Glücksfall. Wir sehen einer guten Zukunft entgegen", sagte Pallentin. Er erwartet, dass der Bau der zehn Schiffe insgesamt 6000 Menschen Arbeit geben wird, Vertragspartner und Zulieferer eingeschlossen.
Genting setzt auf wachsenden Kreuzfahrtmarkt
Die Genting-Gruppe hatte 2015 die US-Reederei Crystal Cruises übernommen und verfügt laut Konzernchef Tan Sri Lim seither über elf Fluss- und Ozean-Kreuzfahrtschiffe. Sein Konzern erwarte ungeachtet der eingetrübten Konjunkturentwicklung in Fernost weiterhin deutliche Zuwächse im Kreuzfahrtgeschäft.
Volle Auftragsbücher auch in Papenburg
Der Boom bei Kreuzfahrtschiffen beschert den deutschen Werften allgemein volle Auftragsbücher. Allein die niedersächsische Meyer-Werften-Gruppe wird 19 Schiffe bauen, hatte der Schifffahrtsexperte von der Bremer Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS), Thorsten Ludwig, im April bei der Vorstellung einer Studie gesagt. Der große Wettbewerbsvorteil für die deutschen und europäischen Kreuzfahrtschiff-Werften bestehe in ihrem hohen Spezialisierungsgrad, und "dass man hier langjährige Erfahrung im Bau komplexer, großer Systeme hat", sagte Ludwig. Hinzu komme, dass auch die Zulieferindustrie auf höchstem Niveau arbeite.
Viele Schiffe seien für den asiatischen Markt bestimmt. Seien dort Anfang des Jahrtausends noch vorwiegend Schiffe genutzt worden, die auf den Nordamerika- und Europarouten ausgedient hätten, würden nun "große Neubauen mit exklusiven Angeboten speziell für den asiatischen Markt produziert".