EU-Kommission eröffnet Kartellverfahren EU nimmt erneut Zementhersteller ins Visier
Die EU-Kommission hat erneut ein Kartellverfahren gegen Zementhersteller gestartet. Die Wettbewerbshüter verdächtigen acht Firmen, sich illegale Vorteile verschafft zu haben. Sowohl in Deutschland als auch in der EU liefen bereits Kartellverfahren gegen die Branche, die mit Millionenstrafen endeten.
Die großen europäischen Zementhersteller sind erneut wegen angeblicher Preisabsprachen ins Visier der Wettbewerbshüter geraten. Die EU-Kommission eröffnete ein Kartellverfahren gegen acht Unternehmen, darunter auch der deutsche Marktführer HeidelbergCement. Es bestehe der Verdacht, dass die Hersteller Ein- und Ausfuhren beschränkt sowie die Preise und Marktanteile für Zement abgesprochen hätten. Der Verfahrensstart bedeute nicht, dass die Schuld der Unternehmen bewiesen sei. "Die vorläufigen Untersuchungen haben aber gezeigt, dass die Kommission diese Ermittlung mit Vorrang ausführen sollte", erklärten die Wettbewerbshüter.
Mehrere deutsche Firmen betroffen
Das Verfahren geht auf eine Razzia von vor zwei Jahren zurück. Im November 2008 waren Büros durchsucht worden, unter anderem bei der Schweizer Holcim, die auch in Deutschland vertreten ist. Die Kommission nannte zwar - wie in solchen Fällen üblich - keine Namen. Allerdings bestätigten mehrere deutsche Unternehmen, dass sie betroffen sind - neben HeidelbergCement auch die Wiesbadener Dyckerhoff sowie Schwenk Zement aus Ulm. Der deutsche Marktführer hält sich für unschuldig: "Eigene Untersuchungen mit Unterstützung durch externe Anwaltskanzleien haben die Vorwürfe nicht bestätigt, so dass HeidelbergCement davon ausgeht, den Verdacht widerlegen zu können", hieß es in einer Mitteilung. Der Geschäftsführer von Schwenk, Gerhard Hirth, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir wurden davon etwas überrascht, weil wir von den Untersuchungen 2008 nicht betroffen waren." Was Schwenk genau vorgeworfen werde, wisse er noch nicht.
Auch der französische Branchenriese Lafarge und die mexikanische Cemex, zu der Readymix gehört, sowie die italienische Dyckerhoff-Mutter Buzzi Unicem gerieten nach eigenen Angaben ins Visier der Kommission. Nach Angaben von Cemex erstreckt sich das Verfahren auf Österreich, Belgien, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Spanien und Großbritannien. Sollte den Unternehmen ein Kartell nachgewiesen werden, drohen empfindliche Geldstrafen.
Bereits Kartellstrafen in Deutschland und der EU
Die Branche ist anfällig für Preisabsprachen. Der Zement ist genormt und hat damit überall die gleiche Qualität. Konkurrenz ist damit eigentlich nur über den Preis möglich. Den Preiskampf hatten die wenigen großen Hersteller bereits mehrfach durch Absprachen über die Produktionsmengen und die Verkaufspreise zu unterbinden versucht. Eines der größten Kartellverfahren in Deutschland hatte 2009 mit einer Strafe von rund 330 Millionen Euro gegen fünf Hersteller geendet. Das Bundeskartellamt hatte anfangs doppelt so hohe Bußen verhängt.
Bereits 1994 hatte die EU-Kommission Kartellstrafen gegen Zementhersteller verhängt, darunter Dyckerhoff, HeidelbergCement sowie Alsen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte die Rekordgeldbuße gegen das Kartell aus 42 Unternehmen und Verbänden der Zementbranche später auf rund 110 Millionen Euro mehr als halbiert. Die Kommission hatte den Firmen vorgeworfen, mehr als zehn Jahre lang die Märkte untereinander aufgeteilt zu haben.