EU verdoppelt Erfolg gegen Produktpiraten Millionen Raubkopien und Zigaretten scheitern am Zoll
Die EU-Zollbehörden melden wachsende Erfolge im Kampf gegen Produktpiraten. 2008 wurden doppelt so viele gefälschte Markenprodukte sichergestellt wie ein Jahr zuvor. Neben CDs, DVDs und Zigaretten stießen die Beamten immer häufiger auch auf Medikamente wie Viagra.
Im Kampf gegen internationale Produktfälscher haben die europäischen Zollfahnder im vergangenen Jahr 178 Millionen Artikel sichergestellt. Das waren mehr als doppelt so viele wie 2007 und mehr als jemals zuvor. Die EU-Kommission begründete den drastischen Anstieg unter anderem mit der besseren Zusammenarbeit von Industrie und Zoll. Dadurch sei es den Beamten möglich, verdächtige Ladungen leichter zu erkennen und gefälschte Waren zu identifizieren.
79 Millionen Raubkopien
Mit den Plagiaten verletzen die Fälscher Patente der Markenhersteller und Urheberrechte. Die Zollbehörden in den EU-Staaten stellten allein 79 Millionen CDs und DVDs mit Raubkopien sicher. Das waren 44 Prozent aller beschlagnahmten Waren. Die zweitgrößte Produktgruppe waren Zigaretten mit 23 Prozent. Es folgten Kleidung und Accessoires mit einem Anteil von zehn Prozent.
Mehr als die Hälfte aller sichergestellten Waren stammte aus China. Doch in einigen Bereichen dominierten laut den EU-Angaben auch andere Herkunftsländer. Zigaretten wurden hauptsächlich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten eingeführt, gefälschte Medikamente vor allem aus Indien. Plagiate von Getränken und Lebensmitteln kamen überwiegend aus Indonesien in die EU.
Viagra meistgefälschtes Medikament
Der massive Anstieg der beschlagnahmten Fälschungen zeigte sich am deutlichsten bei den DVDs, von denen im vergangenen Jahr 26 Mal mehr sichergestellt wurden als noch 2007. Aber auch gefälschtes Markenspielzeug mit einem Plus von 136 Prozent und Arzneimittel mit einem Zuwachs von 118 Prozent gerieten deutlich stärker ins Visier der Zollbeamten. Das mit Abstand meistgefälschte Medikament war das Potenzförderungsmittel Viagra.
Sorge bereitet der EU besonders die Tatsache, dass rund 20 Millionen der beschlagnahmten Waren ein Gesundheitsrisiko für die EU-Bürger bedeutet hätten. Dies betraf neben Arzneimitteln auch Getränke, Essen, Spielzeug und Körperpflegeartikel.
"Der Kampf gegen den Handel mit Waren, die Rechte des geistige Eigentums verletzen, hat für die Zollverwaltungen in der EU nach wie vor oberste Priorität", sagte der zuständige EU-Kommissar László Kovács. Der Zoll kann die Produkte allerdings nur vorübergehend sicherstellen und den Inhaber des jeweiligen Urheberrechts informieren. Die Markenhersteller müssen dann bei Verstößen gegen ihre Rechte selbst die nationalen Gerichte einschalten. Unter bestimmten Umständen können die gefälschten Produkte aber auch ohne Gerichtsverfahren sofort vernichtet werden.