Stern von Bethlehem Was war der Weihnachtsstern wirklich?
Ein besonderer Stern führte die "Heiligen Drei Könige" der Bibel zufolge an Jesus' Krippe in Bethlehem. War es ein Komet? Eine Supernova? Oder ein Planetentreffen? Was wir über den Stern von Bethlehem wissen.
Die Geschichte des Weihnachtssterns erzählt der Evangelist Matthäus im Neuen Testament der Bibel: Nach der Geburt von Jesus Christus, im christlichen Glauben der Sohn Gottes, erschienen im israelischen Jerusalem drei "Magier" aus dem Osten. Sie seien einem neuen Stern gefolgt, der die Geburt eines neuen Königs verkünde. Die drei folgten dem Stern weiter bis nach Bethlehem, wo er sie zur Jesu-Krippe führte, über der er stand.
Da steht er noch heute, unter zahlreichen Weihnachtsbäumen: ein Stern über der Weihnachtskrippe. Oft hat er einen langen Schweif, wie ihn Kometen haben. War der Stern von Bethlehem ein Komet? Kometen sind nur relativ kurze Zeit zu sehen und mitunter enorm hell. Sie fallen auf, allerdings nicht immer positiv. Kometen galten früher eher als Unglücksboten.
Der Halleysche Komet um Christi Geburt
Eine der ersten Darstellungen des Weihnachtssterns mit Schweif stammt aus dem Jahr 1302 vom Maler Giotto di Bondone aus Florenz, nachdem er 1301 den Halleyschen Kometen gesehen hatte. Doch der Halleysche Komet war es wohl nicht, der die drei Weisen nach Bethlehem führte: Er war dort zwar zu sehen, aber ein bisschen zu früh: im Jahre 12 vor Christi Geburt.
Keiner der heute bekannten und periodisch wiederkehrenden Kometen kommt rechnerisch als Stern von Bethlehem in Frage. Und es gibt auch keine Berichte über einen hellen Kometen im Zeitraum von 7 bis 4 v. Chr., in dem man die Geburt Jesus vermutet.
Das ist das Problem: Außer Matthäus berichtet niemand über eine besondere Himmelserscheinung, die aber zu der Zeit sicher von mehr als nur drei Weisen entdeckt worden wäre, schließlich beobachtete man den Sternenhimmel auch in der Antike schon sehr genau. Stattdessen rätselt man seit dem 2. Jahrhundert n. Chr., was der Stern von Bethlehem gewesen sein könnte.
Keplers These von der Planetenkonjunktion
Der Astronom Johannes Kepler lieferte im 17. Jahrhundert eine Alternative zur These vom Kometen. Er beobachtete 1603 eine Begegnung der beiden Planeten Saturn und Jupiter - eine Konjunktion - und rechnete nach: Auch im Jahre 7. v. Chr. sind sich die beiden hellen Planeten begegnet. Und das gleich dreimal innerhalb weniger Monate.
Anders als die Sterne ("Fixsterne") ziehen Planeten nicht nur täglich von Aufgang bis Untergang von Ost nach West, aufgrund der Drehung der Erde um ihre Achse. Sondern sie wandern auch von West nach Ost durch die Sternbilder - jeder Planet in seinem eigenen Tempo. Diese Bewegungen der Planeten waren auch in der Antike bereits bekannt und wurden genau beobachtet und berechnet.
Kepler befasste sich mit diesen Planetenbewegungen. Von ihm stammen die drei Keplerschen Gesetze über die Planetenbahnen, die im Wesentlichen heute noch gültig sind. Und weil Planetenbahnen so stabil sind, konnte Kepler zurückrechnen und stieß auf die dreimalige Konjunktion von Jupiter und Saturn.
Auffällig, aber nicht außergewöhnlich
Das war sicher ein auffälliges Ereignis, aber für akribische Planetenbeobachter nichts Außergewöhnliches: Die äußeren Planeten drehen jedes Jahr einmal scheinbar eine Schleife rückwärts. Diese entsteht, weil die schnellere Erde den jeweiligen Planeten auf der Innenbahn überholt. Und dieser dann - im Vergleich zum Fixsternhimmel - scheinbar umkehrt. Erst wandert der Planet ganz normal nach Osten, dann eine Zeitlang westwärts und anschließend wieder ostwärts. Und zieht so dreimal an jedem Stern oder Planeten auf dieser Strecke vorbei.
Im Jahre 7 v. Chr. konnte man über Monate hinweg beobachten, wie sich Jupiter und Saturn nähern, aneinander vorbeiziehen und sich entfernen, dann sich wieder nähern, und so weiter. Konnte das wirklich für einen neuen Stern gehalten werden? Folgt man dem Stern von Bethlehem durch die Jahrhunderte, begegnet man nicht nur drei, sondern unzähligen Weisen, die sich seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. darüber den Kopf zerbrachen - bis in die heutige Zeit.
Standen die beiden Planeten so, dass sie die Weisen von Jerusalem nach Bethlehem führen konnten? Konnten sie genau über dem Stall mit der Krippe stehen? War es nicht eher die Konjunktion von Jupiter mit der viel auffälligeren Venus im Jahre 3 v. Chr., ebenfalls dreifach? Waren die drei "Magier" überhaupt Weise oder Astrologen?
A Star was born - die Supernova-These
Kepler selbst lieferte noch eine weitere These zum Stern von Bethlehem: Nur ein Jahr nach der von ihm beobachteten Konjunktion von Jupiter mit Saturn beobachtete er 1604 eine "Stella Nova", nur eine Handbreit daneben.
Was bei einer Nova für kurze Zeit am Himmel plötzlich so hell aufleuchtet, ist aber kein wirklich neuer Stern, sondern eine heftige Explosion bei einem davor unauffälligen Stern. Im extremen Fall zerstört die Nova den Stern - eine Supernova. Allerdings irrte sich Kepler mit der Überlegung, dass dieser neue Stern durch die Begegnung der Planeten verursacht worden sei. Was aber nicht heißen muss, dass es in der Zeit zwischen 7 und 4 v. Chr. nicht auch eine Nova oder Supernova gegeben haben könnte.
Warum wird so beharrlich nach dem natürlichen Himmelsphänomen gesucht, das als Stern von Bethlehem in die christliche Legendenwelt eingezogen ist? Weil man dann vielleicht zurückrechnen könnte und endlich ein Datum von Christi Geburt hätte. Denn der 24. Dezember im Jahre 0 war es wohl nicht.
Für die Idee von Weihnachten ist das aber unerheblich. Das Fest würden wir wohl auch nicht verschieben, wenn wir ein genaues Datum belegen könnten. Und zur Weihnachtsgeschichte gehört der Weihnachtsstern vielleicht einfach dazu, ob es ihn nun gab oder nicht.