Ein Mann schaut auf seine Armbanduhr, während er nach einem Salat greift.

Laborstudie Intervallfasten könnte Jugendlichen schaden

Stand: 05.03.2025 06:44 Uhr

Intervallfasten ist offenbar nicht in jedem Alter sinnvoll. Forschende der TU München haben in einer Laborstudie gezeigt: Langfristiges Fasten kann den Stoffwechsel Heranwachsender beeinträchtigen.

Von Monika Haas, BR

Intervallfasten gilt als eine geeignete Ernährungsform für Menschen mit Übergewicht oder Adipositas. Wer regelmäßig über Stunden oder an bestimmten Tagen auf Mahlzeiten verzichtet, reduziert die Kalorienzufuhr und nimmt langfristig ab.

Damit verbessert sich auch die Stoffwechselgesundheit, es profitieren beispielsweise die Leber- und Blutzuckerwerte. Doch für Kinder und Jugendliche kann Intervallfasten womöglich negative Folgen haben.

Laut Alexander Bartelt vom Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin könnte dauerhaftes Intervallfasten für Heranwachsende problematisch sein. In einem Laborversuch mit Mäusen habe sich gezeigt, dass regelmäßige Fastentage langfristig den Stoffwechsel junger Mäuse beeinträchtigten. Die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die für die Produktion des Hormons Insulin verantwortlich sind, arbeiteten nur noch eingeschränkt. Langfristig führe das zu Typ-1-Diabetes.

Intervallfasten hemmt die Zellreifung bei jungen Mäusen

In der Laborstudie hatten Münchner Stoffwechselexperten die Effekte des Intervallfastens an drei Altersgruppen untersucht. Junge, ausgewachsene und ältere Mäuse erhielten über zehn Wochen lang jeden dritten Tag kein Futter. Anders als bei den jungen Tieren hatte sich im Laborversuch bei erwachsenen und älteren Mäusen die Insulinsensitivität und damit der Stoffwechsel verbessert. Das entspricht den bisherigen Erfahrungen der Ernährungsmedizin.

Zellsequenzanalysen zeigten den Grund für die Stoffwechselveränderung bei den jungen Mäusen. Das Fasten hatte die Zellentwicklung in der Bauchspeicheldrüse gestört. Bislang war unbekannt, dass Beta-Zellen bis ins Erwachsenenalter beeinflussbar sind. Die Forschenden gehen davon aus, dass ihre Studienergebnisse auf den Menschen übertragbar sein könnten.

Forschende sehen Chance auf neue Therapieansätze

Bei der Untersuchung des genetischen Fingerabdrucks der entwicklungsgestörten Zellen fanden die Forschenden molekulare Muster. Weil diese Referenzdaten menschlichen Zellen von Patienten mit Typ-1-Diabetes ähneln, sehen die Forscher einen Ansatz für neuartige Therapien. Sie wollen dafür die Entwicklung der Beta-Zellen stimulieren.

Auch für die Prävention von Diabetes seien die Laborergebnisse relevant, so Ernährungswissenschaftler Bartelt, der weiteren Forschungsbedarf sieht, etwa im Hinblick auf Frühgeborene. Sie erhielten zu bestimmten Zeiten Nahrung, anders als im Mutterleib, was eine Art künstliches Intervallfasten darstelle.

Essensverzicht im Erwachsenenalter meist unbedenklich

Stephan Herzig vom Helmholtz Diabetes Center (HDC) München betont, dass Intervallfasten für Erwachsene mit Adipositas oder Übergewicht weiterhin als dauerhafte Ernährungsform geeignet sei. Anders als andere Diäten verlange Intervallfasten keinen Verzicht auf bestimmte Lebensmittel.

In Kombination mit Sport falle vielen Betroffenen damit langfristig eine nachhaltige Lebensstiländerung leichter. Ein normaler Body Mass Index hilft, das Herz-Kreislauf-System zu schützen und Diabetes vorzubeugen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtet der BR am 05.03.2025 ab 17:05 Uhr in Die Welt am Abend in Bayern 2