Amazonas-Regenwald So viel Abholzung wie seit Jahren nicht
Auf der Weltklimakonferenz hatte sich auch Brasilien zu einem Stopp der Regenwald-Abholzung bis 2030 verpflichtet - momentan aber nimmt sie wieder massiv zu. Umweltschützer machen Präsident Bolsonaro verantwortlich.
Die jährliche Abholzung im brasilianischen Amazonas hat den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht. Wie aus offiziellen Daten hervorgeht, stieg die Abholzung von August 2020 bis Juli 2021 im Vergleich zum vorherigen Jahreszeitraum um 22 Prozent. Das Beobachtungssystem Prodes des nationalen Instituts für Weltraumforschung verzeichnete einen Verlust von Regenwaldfläche im Umfang von 13.235 Quadratkilometern.
Vor dem Amtsantritt des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro im Januar 2019 hatte die jährliche Abholzung mehr als zehn Jahre lang nie mehr als 10.000 Quadratkilometer betragen. Zwischen 2009 und 2018 war die durchschnittliche Abholzungsfläche pro Jahr 6500 Quadratkilometer groß. Seitdem ist der jährliche Durchschnitt auf 11.405 Quadratkilometer gestiegen.
"Es ist eine Schande"
Umwelt- und Klimaschützer machen dafür direkt die Politik Bolsonaros verantwortlich, dem sie eine Begünstigung illegaler Rodungen vorwerfen. "Es ist eine Schande", sagte der Exekutivsekretär des Umweltgruppennetzwerks Climate Observatory, Márcio Astrini, der Nachrichtenagentur AP. "Es ist ein Verbrechen. Wir erleben, wie der Amazonas-Regenwald von einer Regierung zerstört wird, die Umweltzerstörung zu ihrer öffentlichen Politik gemacht hat."
Der Amazonas-Regenwald ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung - er gilt als "grüne Lunge" der Erde. Bolsonaro hatte beim Amtsantritt versprochen, den Amazonas zu erschließen. Bei einer Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten sagte er in dieser Woche, Attacken auf Brasilien wegen der Abholzung seien unfair: Der Großteil des Amazonas sei unberührt. Umweltminister Joaquim Leite räumte ein, die neuen Zahlen stellten "eine Herausforderung" dar. Er kündigte zugleich einen entschiedeneren Kampf gegen Umweltkriminalität an.
Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow hatten sich mehr als hundert Staaten verpflichtet, die Entwaldung bis zum Jahr 2030 zu stoppen, darunter auch Brasilien.