Wildbienen und Schmetterlinge Große Artenvielfalt in Weinbergen
Weinberge sind wahre Hotspots der Artenvielfalt - das zeigt eine Langzeitstudie. Mehr als 170 Wildbienenarten und Dutzende Schmetterlinge leben dort, von denen etliche vom Aussterben bedroht sind.
Beim Weinanbau denken viele wohl in erster Linie an riesige Flächen, auf denen ausschließlich Trauben angebaut werden. Doch diese Flächen bieten auch zahlreichen Insekten ein Zuhause. Das haben das Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut (SDEI) und das Julius Kühn-Institut (JKI) in einer Langzeitbeobachtung herausgefunden. Über elf Jahre hinweg beobachteten Forscher die Zahl der Insekten - und kamen zu erstaunlichen Ergebnissen.
Dutzende Wildbienenarten, viele davon gefährdet
Mehr als 170 Wildbienenarten fanden sie bei Erhebungen im Steillagen-Weinbau an der Mosel. "Es hat sich gezeigt, dass in den Weinbergen eine überraschend große Wildbienenvielfalt zu finden ist. Das liegt weniger an den Weinreben selbst als an den kleinteiligen Strukturen und der für Bienen attraktiven Vegetation zwischen den Reben", sagt Dr. André Krahner vom JKI.
Nicht nur die Vielfalt ist enorm. Die Forscher konnten auch feststellen, dass gut 30 Prozent der Wildbienenarten nach der Roten Liste Deutschlands (inklusive Vorwarnliste) als gefährdet gelten. "Der Steillagenweinbau, insbesondere wenn er in Querterrassen mit blütenreichen Böschungen angelegt ist, ist ein Refugium für gefährdete Insektenarten", erklärt Thomas Schmitt vom Senckenberg-Institut.
Trauben für die Rotweinherstellung hängen in Radebeul, Sachsen an einem Rebstock.
Viele gefährdete Schmetterlingsarten
Und nicht nur Bienen profitieren von der Situation am Weinberg. Allein im Klotten-Treiser-Moseltal konnten die Forschenden 58 Tagfalterarten bestimmen. Von ihnen wiederum standen sogar mehr als die Hälfte auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Auch die Vielfalt der Pflanzenarten ist größer, als viele wohl vermuten würden. Denn Riesling ist nicht gleich Riesling, wie die Experten erklären. In den mehr als 1600 untersuchten alten Rebstöcken (gepflanzt zwischen 1880 und 1944) fanden sich große Unterschiede in Eigenschaften wie Mostgewicht, Säurewert oder Traubenstruktur. "Diese genetische Vielfalt ist eine wichtige Quelle für die Anpassung dieser klassischen Rebsorten an sich ändernde Anbaubedingungen - zum Beispiel zur Anpassung an den Klimawandel", sagt Dr. Matthias Porten vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel.
Schutz vor Schädlingen
Die Ergebnisse können aber auch den Winzern Nutzen bringen, etwa wenn es um den Schutz der Weinreben vor der Schwarzholzkrankheit geht. Sie sollen helfen, die Insektenvielfalt zu fördern, das richtige Pflanzmaterial für den jeweiligen Weinberg auszuwählen und die Ausbreitung von Schädlingen und Rebenkrankheiten zu verhindern.