Dürre in Frankreich Trockenheit gefährdet Landwirtschaft
Frankreich leidet unter großer Dürre, in machen Departements dürfen Felder nicht mehr bewässert werden. Der Klimawandel stellt den größten Agrarproduzenten der EU vor gewaltige Herausforderungen.
Frankreich ächzt und stöhnt nach einem Sommer, der alle ausgelaugt hat: die Böden und die Landwirte. Vor allem die Viehzüchter sind verzweifelt. Das Futter für ihre Rinder, Ziegen und Schafe ist vertrocknet - Maisfelder und Weiden, eine einzige gelbe Trostlosigkeit.
Für das Futter werden Tiere verkauft
Da aber zugekauftes Trockenfutter teuer ist, bleibt nur eins: "Anstatt die Tiere im kommenden Frühjahr zu verkaufen, mäste ich sie schon seit Wochen, so dass sie fett genug sind, um sie jetzt im September zu verkaufen", erklärt Jean-Bernard Sallat, Rinderzüchter in Saint-Germain-de-Montbron im Département Charente im Südwesten des Landes. Mit dem Verkauf der Tiere verdiene er Geld, um für das restliche Vieh Futter zu kaufen. Im Winter habe er dann nicht so viele Esser.
Auch Luc Hincelin muss Tiere verkaufen: "Das zerreißt einen förmlich", sagt der Ziegenzüchter aus dem Departement Gard am Mittelmeer. "Aber ich habe keine Wahl. Die Lage ist katastrophal für mich. Wir brauchen jetzt dringend Hilfen vom Staat." Die wird es geben: Aus dem Notfonds, aber auch durch den Erlass oder die Verschiebung von Abgaben.
Joel Limouzin, Viehzüchter und zuständig für Klimafragen bei der einflussreichsten Bauern-Gewerkschaft FNSEA, sieht Frankreichs Landschaft und Tradition dennoch in Gefahr: "Wir machen uns große Sorgen, dass jetzt Züchter in Regionen, in denen man nichts anderes als Viehzucht machen kann, ihre Herden verringern müssen." Das werde sich negativ auf den Erhalt dieser Landstriche auswirken, so Limouzin.
Frankreich ist größter Agrarproduzent in der EU
Rund die Hälfte der Fläche des Landes wird landwirtschaftlich genutzt. Gut 26 Millionen Hektar - in Deutschland sind es 10 Millionen Hektar weniger. Somit ist Frankreich der größte Agrarproduzent in der EU. Die Bevölkerung identifiziert sich stark mit ihren jeweiligen regionalen Erzeugnissen. Während die Klimaerwärmung im Norden des Landes neue Möglichkeiten eröffnet - etwa den Anbau von Wein oder Sonnenblumen - riskiert der Süden so trocken zu werden, dass manche Regionen ohne intelligente Bewässerungssysteme kaum noch zu bestellen sein werden.
Wie mit dem Klimawandel umgehen?
Landwirtschaftsminister Marc Fesneau weiß, wie verunsichert die Landwirte sind: "Es herrscht Verzweiflung in der Bauernschaft. Und die Sorge, dass mit jeder neuen Krise die Leistungsfähigkeit unserer Produktion und damit unsere Unabhängigkeit schwindet." Fesneau geht es auch um grundlegende Fragen: "Wir müssen daran arbeiten, wie wir unser Landwirtschaftssystem auf den Klimawandel einstellen."
Ein Problem: das Speichern von Wasser
"Mehr Wasser speichern" lautet die Forderung der Vorsitzenden der Bauerngewerkschaft FNSEA, Christiane Lambert: "In Frankreich gibt es eine ideologische Blockade, was die Wasserspeicherung anbelangt. Alle Länder, die ihre Landwirtschaft lieben, speichern mehr Wasser als wir. Wir fangen nur 1,7 Prozent des Niederschlags auf, Spanien mehr als 20 Prozent. Wenn Wasser seltener werde, so Lambert, müsse man es besser einsetzen.
Mais besser nicht im Süden anbauen
Aber allein die Wasserspeicher auszubauen, sei nicht die Lösung, sagt Philippe Debeake, Agronom am Institut für Agrarforschung in Toulouse: "Wenn man nur diese Idee verfolgt, werden wir nie darüber nachdenken, was wir eigentlich an unserem System ändern müssen." So fragt Debeake sich, wie man heute noch daran festhalten könne, in einer Region wie der Charente im Südwesten Frankreichs Mais anzupflanzen - eine Sommerpflanze, die stark bewässert werden muss.
Stattdessen müsse eine größere Bandbreite an Pflanzen her: ressourcensparende Bewässerungssysteme, weniger Tierzucht, neue Futterlösungen. Also alles anders machen? Viehbauer Hincelin blickt düster in die Zukunft und ständig gen Himmel: "Wir brauchen einfach Regen. Aber niemand wird es regnen lassen können."