Tierschutz in Kenia Gute Nachrichten nach Wildtierzählung
Monatelang durchquerten die Zähler Kenias Naturschutzgebiete, um Elefanten, Zebras, Giraffen und andere tierische Bewohner zu erfassen. Das Ergebnis stimmt die Tierschützer froh, aber sie warnen auch.
Monatelang waren die Wildtierzähler in Kenia unterwegs. In Buschfliegern, Jeeps oder einfach zu Fuß. Sie wollten feststellen, wie viele Elefanten, Zebras, Giraffen und andere Tiere in den zahlreichen Naturschutzgebieten des ostafrikanischen Landes leben. Die größte Aktion dieser Art bisher.
"So finden wir heraus, wo wir unsere Ressourcen am besten einsetzen", sagte der Direktor der kenianischen Wildtierschutzbehörde, John Waweru während der Zählung dem ARD-Studio Nairobi. "Wo gibt es viele Elefanten, die wir schützen müssen. Wo sind Löwen und wie viele haben wir überhaupt?"
Die Antwort gibt es jetzt. Während jahrzehntelang die Zahlen wegen Wilderei runtergingen, gibt es nun bei fast allen Arten einen Zuwachs. Besonders die Giraffen haben sich vermehrt. Fast 35.000 von ihnen wurden erfasst - vor zwei Jahren waren es den Zahlen zufolge noch rund 10.000 weniger.
"Es ist unser Nationalerbe"
Für Kenias Präsidenten Uhuru Kenyatta Grund zum Jubeln. "Es ist unser Nationalerbe. Etwas, worauf wir stolz sein können", sagte er. "Ich möchte der Schutzbehörde dazu gratulieren, wie erfolgreich sie gegen Wilderei vorgeht. Das zahlt sich aus, wie wir jetzt sehen. Wir haben die Verluste bei Elefanten, Nashörnern und andere bedrohten Tierarten gestoppt."
Vor allem in Corona-Zeiten war es nicht selbstverständlich, dass die Tiere weiter geschützt werden. Weil die Einnahmen aus dem Tourismus ausbleiben, kommt beim "Kenya Wildlife Service" weniger Geld für den Schutz der Wildtiere an. Auch wenn Kosten an anderen Stellen - wie zum Beispiel für Information und Aufklärung - schnell zusammengestrichen wurden, musste doch der kenianische Staat einspringen.
Das Engagement zeigt, wie ernst die Regierung den Erhalt des Wildbestandes nimmt, meint der zuständige Minister Najib Balala. "Es war so wichtig, dass die Gehälter für die Wildhüter weitergezahlt wurden. Diese Entscheidung hat uns viel Anerkennung gebracht - nicht nur in Kenia, sondern international. Darum können wir jetzt sagen, dass wir ein gutes Beispiel für die gesamte Welt waren."
Weniger Antilopen und Gazellen
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber doch: Die Zahl an Antilopen und Gazellen ging leicht zurück. Was damit zusammenhängen könnte, dass sie mehr für ihr Fleisch gejagt werden. Außerdem wird ihr Lebensraum kleiner, weil Bauern Felder anlegen oder ihre Kuh- und Ziegenherden vergrößern.
Der Afrika-Direktor der Tierschutzorganisation "International Fund for Animal Welfare" warnte darum davor, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. "Wir feiern zwar, dass die Zahlen steigen, aber sie sind immer noch gefährlich niedrig. Schon der Ausbruch von Krankheiten könnte sie wieder nach unten drücken."
Bei einer Art war die Zählung besonders schnell vorbei. Von den nördlichen Breitmaulnashörnern gibt es genau noch zwei weltweit. Die beiden letzten Exemplare, die Nashorndamen Najin und Fatu, werden in einem Schutzgebiet in Kenia darum besonders bewacht. Mit Hilfe von eingefrorenen Spermien und künstlicher Befruchtung sollen sie sich noch vermehren. Ein Versuch, die Art vor dem Aussterben zu bewahren und irgendwann auch hier wieder mehr Tiere zählen zu können.