Rekordhitze in Spanien "Der Klimawandel tötet Menschen"
Die iberische Halbinsel ist in diesem Sommer so trocken wie seit Jahren nicht mehr. Was es heißt, mit dem "Cambio climático" zu leben, ist in den Köpfen der Menschen angekommen.
Seit Monaten fressen sich teils verheerende Feuer an vielen Orten durchs Land: In Spanien sind nach Angaben des Europäischen Waldbrandinformationssystems seit Januar bisher mehr als 260.000 Hektar Fläche verbrannt - das sind die verheerendsten Brände seit 1994, als mehr als 430.000 Hektar verbrannten.
Mitte Juli hat der spanische Ministerpräsident Sánchez von der sozialistischen Partei ein besonders schwer betroffenes Gebiet in der Region Extremadura besucht und hatte dabei vor allem eine Botschaft: Der Klimawandel tötet. "Er tötet Menschen, zerstört unser Ökosystem und vernichtet den wertvollsten Besitz unserer Gesellschaft", so der Ministerpräsident.
Mehr als 2000 Tote
Trotz der Energiekrise infolge des Konflikts in der Ukraine, so Sánchez weiter, dürfe das Land nicht in seinen Bemühungen nachlassen, den Klimawandel abzumildern, aber auch sich an ihn anzupassen: "Denn hinter all diesen Bränden stehen Hitzewellen, die durch den Klimanotstand verursacht werden, den der Planet gerade erlebt."
Der Juli war in Spanien im Schnitt 2,7 Grad zu heiß - für viele ältere, aber auch arme Menschen offenbar in diesem Jahr besonders tödlich. Das spanische Gesundheitsinstitut Carlos III schätzt, dass im Juli mehr als 2000 Menschen an Folgen der hohen Temperaturen gestorben sind, deutlich mehr als im ebenfalls besonders heißen Juli 2015.
Vielerorts ist das Wasser knapp - selbst im Baskenland in Spaniens grünem Norden versorgt ein Tankschiff einige Dörfer mit Wasser. Wer Abkühlung im Mittelmeer sucht, stellt fest: Es ist an mehreren Stellen über 30 Grad warm - ein Herbst mit außergewöhnlich heftigen Stürmen, Starkregen, Überschwemmungen könnte die Folge sein.
"Der Klimanotstand muss oberste Priorität haben"
Die Umweltaktivistin Soldedad Montero von der Gruppe "Ecologistas en Acción" glaubt, den Menschen sei bewusst geworden, dass es so nicht weitergehe: "Was wir in diesem Sommer erlebt haben, ist das, was vielen Menschen gefehlt hat, um zu verstehen, dass wir uns wirklich in einem Klimanotstand befinden", sagt sie. "Und deshalb ändern viele vermutlich gerade ihre Einstellung. Was wir jetzt brauchen, ist eine mutige Politik, die auch erkennt, dass dieser Klimanotstand oberste Priorität haben muss."
Spanierinnen und Spanier, die man auf der Straße nach ihrer Meinung zu den jüngst von der Regierung angeordneten Energiesparmaßnahmen fragt, scheinen Soledad Montero recht zugeben. Richtig so. Alles für den Klimaschutz, alles für die Umwelt, sagen die meisten: "Wir stecken mitten im Klimanotstand", heißt es. "Außerdem geht die Umwelt alle an und es läuft nicht gut. Das könnte alles noch strenger sein."