Letzte Rede im EU-Parlament Mahnende Worte an die Spalter
Mit einem Plädoyer für ein geeintes Europa hat sich EU-Parlamentspräsident Schulz von den Abgeordneten verabschiedet. In Straßburg verteidigte er die Union gegen Spalter und Nationalisten als "Kontinent der Rettung und Hoffnung".
Es ist die letzte Arbeitssitzung des Europäischen Parlaments die Martin Schulz heute in Straßburg leitete - des Parlaments von 507 Millionen Europäern, das er durch seinen Einsatz bekannter gemacht hat als jeder seiner Vorgänger und Vorgängerinnen.
Dies sei ein bewegender Moment für ihn, betonte sichtlich gerührt Martin Schulz zu Beginn seiner kurzen Abschiedsrede - was die Rechtspopulisten im EU-Parlament nicht von hämischen und feixenden Zwischenrufen abhielt. "Die Attacken von Ihrer Seite sind der Stolz eines jeden europäischen Demokraten", konterte der scheidende Parlamentspräsident.
Schulz will weiter gegen Hass kämpfen
An die Adresse der Abgeordneten des französischen Front National, der britischen UKIP und der AfD wandte sich Schulz gegen die Spalter und Ultranationalisten, die sich überall in Europa breit machten, die Menschen gegeneinander aufhetzten. Deren erklärtes Ziel es sei, das liberale und soziale Gesellschaftsmodell abzuwickeln. Sie drohten damit ,die größten zivilisatorischen Errungenschaften Europas zu zerstören, so Schulz.
Mit Blick auf seine zukünftigen Aufgaben in Berlin kündigte Schulz an, mit aller Kraft werde er sich zukünftig gegen diesen Hass stellen, egal von welcher Stelle aus.
Europa als Kontinent der Hoffnung
Doch die fünfminütige Abschiedsrede von Martin Schulz war nicht nur eine Abrechnung mit Europas Rechtspopulisten. Der Noch-Parlamentspräsident betonte vielmehr, dass Europa für viele Menschen ein faszinierender Kontinent ist, ein Kontinent der Rettung und der Hoffnung, der auch Strahlkraft nach außen entfaltet.
Schulz lenkte den Blick zurück auf einen der ganz großen bewegenden Europamomente in dieser Woche und in diesem gesamten Europa-gefährdenden Jahr 2016: "Die gestrige Verleihung des Sacharow-Preises hat uns nachdrücklich daran erinnert" - nämlich daran, dass Europa ein Kontinent der Menschenrechte und der Hoffnung ist.
Es waren die beiden von der Terrormiliz "Islamischer Staat" verschleppten und bestialisch versklavten Jesidinnen aus dem Irak, die bei der Entgegennahme des Sacharow-Preises aus den Händen von Martin Schulz betonten, dass diese Auszeichnung durch das Europaparlament ihnen Kraft gebe, die Stimme der Stimmlosen zu sein.
Nadia Murad (links) und Lamija Adschi erheiten den Sacharow-Preis des EU-Parlaments.
Voller Demut bedankte sich Schulz für die gemeinsame Arbeit der vergangenen fünf Jahre seiner Präsidentschaft - unter dem langen Applaus der Abgeordneten, zum Abschluss einer bewegenden Parlamentswoche und zu seinem persönlichen Abschied vom EU-Parlament. Das steht jetzt vor der Aufgabe, einen Nachfolger zu finden. Schulz hat als Parlamentspräsident in Straßburg und Brüssel Maßstäbe gesetzt, das geben auch seine politischen Gegner zu.