Armee feuert Granaten ab 26 Tote nach Angriff auf Hochzeit
Beim Angriff auf eine Hochzeitsfeier in der afghanischen Provinz Helmand sind mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen. Die Armee hatte nach eigenen Angaben Granaten abgefeuert. Unklar ist, ob es sich um einen gezielten Angriff oder ein Versehen handelte.
Die afghanische Armee hat in der südlichen Provinz Helmand eine Hochzeitsgesellschaft mit schwerem Geschütz beschossen und dabei dutzende Menschen getötet. "Bisher ist klar, dass unsere Soldaten Granaten von drei Standorten abgefeuert haben, aber wir wissen noch nicht, ob dies absichtlich geschehen ist", sagte der stellvertretende Armeechef in der Region. "Wir haben eine Untersuchung eingeleitet und werden diejenigen bestrafen, die das getan haben." Nach Polizeiangaben wurden mindestens 26 Zivilisten getötet, darunter auch Kinder und Frauen. Mehr als 40 Menschen seien verletzt worden.
Die Rakete wurde am Mittwochabend offenbar von einem Armee-Kontrollpunkt nahe dem Haus abgefeuert, vor dem die Gäste der Eheschließung auf die Braut warteten, wie der stellvertretende Polizeichef der Provinz Helmand, Bascha Gull, sagte. Der Bruder der Braut erklärte, es seien hunderte Hochzeitsgäste anwesend gewesen, als die Geschosse einschlugen. "In wenigen Minuten verwandelte sich unser fröhliches Fest in ein Blutbad", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters im Krankenhaus von Laschkar Gah.
Laschkar Gah liegt im Distrikt Sangin. Die Region gilt als Hochburg der radikal-islamistischen Taliban. In Sangin kam es in den vergangenen sechs Monaten immer wieder zu Kämpfen zwischen Regierungstruppen und den Taliban. Auch am Mittwoch soll es dort schwere Gefechte zwischen Kämpfern der Taliban und der afghanischen Armee gegeben haben.
ISAF-Kampfeinsatz offiziell beendet
Der von der NATO angeführte ISAF-Kampfeinsatz war in den vergangenen Tagen offiziell beendet worden. Vor Ort ist nun noch eine deutlich kleinere Truppe als Ausbildungs- und Unterstützungsmission, an der sich auch Deutschland beteiligt. Begonnen hatte der Krieg nach den Anschlägen von 11. September 2001 auf die USA. Die USA wollten damit die damals noch in Kabul herrschenden Taliban stürzen, die der Führung der Al-Kaida-Extremisten Unterschlupf gewährten.
Trotz des jüngsten Abzugs der ausländischen Kampftruppen ist Afghanistan noch weit entfernt von einer friedlichen Ordnung. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 4600 afghanische Polizisten und Soldaten bei Anschlägen der Taliban getötet. Zudem kamen 2014 knapp 3200 Zivilisten ums Leben, was nach UN-Angaben die höchste Zahl seit Beginn des Afghanistankriegs ist.