Bundeswehr in heftige Gefechte bei Kundus verwickelt Drei deutsche Soldaten umgekommen
Bei Kämpfen in der nordafghanischen Region Kundus sind drei deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums waren sie während einer Patrouille in einen Hinterhalt geraten. Bei einem Ausweichmanöver überschlug sich ihr Transportpanzer.
Bei einem Feuergefecht mit Aufständischen in Nordafghanistan sind nach Angaben von Verteidigungsminister Franz Josef Jung drei Soldaten ums Leben gekommen und mehrere verletzt worden. Wie es genau dazu kam, werde noch aufgeklärt, sagte Jung. Es habe auch mehrere Verletzte gegeben. Den Angehörigen der Opfer drückte er sein tiefes Mitgefühl aus.
Eine deutsche Patrouille sei am Morgen etwa sechs Kilometer südwestlich der nordafghanischen Stadt mit Hand- und Panzerabwehrwaffen angegriffen worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Bundeswehrsoldaten hätten das Feuer erwidert und Luftunterstützung sowie Reservekräfte angefordert.
Beim Zurücksetzen sei einer der Fuchs-Panzer in ein Flussbett gefallen. Aufständische hätten die Rettungskräfte beschossen, als sie die beiden toten Soldaten und ihren Kameraden, der später im Lazarett verstarb, retten wollten. Auch deshalb habe sich die Bergung verzögert. Zwei der drei Soldaten sind nach Bundeswehrangaben beim Panzergrenadierbataillon 391 im thüringischen Bad Salzungen, einer in Zweibrücken in Rheinland-Pfalz stationiert gewesen. Die ISAF-Sprecher Richard Blanchette und Chris Hall sagten in Kabul, die drei Soldaten seien erst ums Leben gekommen, nachdem sie den Ort des Gefechts verlassen hätten.
Taliban übernehmen Verantwortung
Inzwischen bekannten sich die radikal-islamischen Taliban zu dem Angriff auf die Bundeswehrpatrouille. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, Aufständische hätten den Konvoi der Deutschen im Distrikt Chardara mit Panzerabwehrraketen attackiert. Dabei seien zwei Militärfahrzeuge zerstört und alle acht Insassen getötet worden. Angaben der Taliban gelten in der Regel als unglaubwürdig.
Zahl der Angriffe deutlich gestiegen
Jung sagte, die Lage um Kundus herum habe sich in letzter Zeit verschärft. Doch die Bundeswehr sei es den toten Soldaten schuldig, den Stabilisierungseinsatz fortzusetzen und die Täter ausfindig zu machen. Er betonte: "Der Einsatz in Afghanistan muss fortgesetzt werden." Das Regionale Wiederaufbauteam (PRT) sieht sich nach eigenen Angaben zunehmend von den radikal-islamischen Taliban bedroht. Die Zahl der Angriffe sei deutlich gestiegen. "Wir können nicht ausschließen, dass sich die Lage weiter verschlechtert", hatte Kommandeur Oberst Georg Klein Anfang Juni gesagt.
Vor diesem Hintergrund erneuerte die Linkspartei ihre Forderung nach dem Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan. "Es ist nicht länger zu verantworten, das Leben von Afghanen und das Leben der Soldaten aufs Spiel zu setzen", sagte Linksfraktionschef Gregor Gysi in Berlin.
Die Grünen forderten, mit einer "Aufbauoffensive" die Abwärtsspirale umzudrehen. Ziviles und militärisches Engagement müsse in ein "angemessenes Verhältnis" gebracht werden, sagte Grünen-Wehrexperte Winfried Nachtwei. "Nur so kann den Taliban der Boden entzogen werden."
Insgesamt sind bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr 81 deutsche Soldaten gefallen, davon 35 in Afghanistan. Zuletzt war Ende April ein Soldat in der Nähe der Stadt Kundus getötet worden, nachdem er mit seiner Patrouille in einen Hinterhalt geraten war. In der Region Kundus sind nach Angaben von Oberst Klein derzeit 1100 deutsche Soldaten stationiert.