Cyril Ramaphosa Präsident in der Defensive
Südafrikas Präsident Ramaphosa glaubt fest an eine Wiederwahl. Doch er hat viele Kritiker und Gegner, auch innerhalb seiner Partei. Wird er auch nach der Präsidentschaftswahl weiter um sein Amt kämpfen müssen?
Cyril Ramaphosa gibt sich demonstrativ selbstbewusst und zuversichtlich. Er werde am morgigen Mittwoch wiedergewählt, auch wenn das einigen nicht gefalle, ist er überzeugt.
Seit 2019 ist er Südafrikas Präsident und will das möglichst auch bleiben. Fit genug für den Job fühlt sich der 72-Jährige jedenfalls. Er sei in der Lage, den Menschen zu dienen, sagt er, denn es müsse noch viel getan werden, um ihr Leben zu verbessern.
Ein später Weggefährte Mandelas
Der studierte Jurist gehört schon während der Apartheid zu den bekanntesten Führungspersönlichkeiten des ANC. Als Nelson Mandela 1990 das Gefängnis verlässt, steht Ramaphosa an seiner Seite. Die neue südafrikanische Verfassung schreibt er federführend mit und wird lange als Mandelas Nachfolger gehandelt.
Weil das Präsidentenamt dann aber an Thabo Mbeki geht, wechselt Ramaphosa in die Wirtschaft, wo er schnell zu einem der reichsten Männer des Landes aufsteigt. 2012 holt ihn der ANC zurück in die Politik, macht ihn wenig später zum Vizepräsidenten unter Jacob Zuma.
Als der 2018 nach zahlreichen Korruptionsskandalen zurücktreten muss, rückt Ramaphosa nach und gewinnt die Wahl im Jahr darauf als Parteichef und Spitzenkandidat für den ANC mit knapp 58 Prozent.
Die Hoffnungen sind groß, dass der neue Mann den Scherbenhaufen seines Vorgängers zusammenkehrt und, zum Beispiel, dafür sorgt, dass der Strom wieder verlässlich fließt. Wir sind auf gutem Wege, sagt Ramaphosa heute, und verspricht, das sogenannte "Load Shedding", also das gezielte Abschalten des Stroms wie auch die ungeplanten Blackouts würden "nicht mehr so schlimm sein wie früher".
Anerkennung für die Außenpolitik
Außenpolitisch hat sich Ramaphosa im Land einen guten Ruf erarbeitet. Er agiert als Stimme des "Globalen Südens", setzt sich ein für Frieden, macht sich stark für die Sache der Palästinenser, was bei den südafrikanischen Wählerinnen und Wählern gut ankommt. Die Haltung seiner Regierung beschreibt er so:
Die Menschen in Palästina sehen uns als Ritter in glänzender Rüstung, die ihre Rechte verteidigen. Und wir tun das, weil fehlende Gerechtigkeit für die Menschen in Palästina auch fehlende Gerechtigkeit für uns ist.
Ungeklärte Vorwürfe
Und trotzdem: Die Unzufriedenheit mit seiner Regierung ist groß. Zum ersten Mal seit dem Ende der Apartheid vor 30 Jahren droht der ANC die absolute Mehrheit zu verlieren.
Die Partei wird für alles verantwortlich gemacht, was im Land schiefläuft. Misswirtschaft, Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Korruption.
Auch Ramaphosa steht in der Kritik, wegen der sogenannten "Phala-Phala-Affäre". Denn noch ist nicht endgültig geklärt, ob der ANC-Chef versucht hat, den Diebstahl einer großen Summe Bargeld aus seiner Rinderfarm zu verschleiern, und wenn ja: warum. Dabei war er mit dem Versprechen angetreten, die Korruption auszurotten.
Auf dem Höhepunkt der Affäre soll Ramaphosa kurz davor gestanden haben, alles hinzuwerfen, was er heute bestreitet. "Rücktritt? Davon weiß ich ja gar nichts", sagt er in einem Interview mit dem Radiosender 702.
Er braucht ein gutes Wahlergebnis
Zu weich, führungsschwach, ohne Rückgrat - so beschreiben ihn seine Gegner. Andere loben die Art und Weise, wie er den ANC mit allen seinen unterschiedlichen Flügeln zusammengehalten und, Schritt für Schritt, auf Erneuerungskurs gebracht hat. Beharrlich, manchmal auch stur.
"Der Büffel" ist sein Spitzname, weil er als Hobby seltene Rinderrassen züchtet. Aber ob sich Ramaphosa als Staatspräsident halten kann, dürfte einzig und allein vom Wahlergebnis abhängen, obwohl er der beliebteste Politiker des Landes ist.
Steven Gruzd, Politikwissenschaftler an der Universität Witwatersrand in Johannesburg hält es für "denkbar, dass ihn Kräfte innerhalb der Partei benutzen, um die Wahl zu gewinnen, und dass er dann intern abgesetzt wird, so wie das den beiden letzten Präsidenten Mbeki und Zuma passiert ist". Denn innerhalb der Partei sei Ramaphosa nicht sehr beliebt.
Sollte Ramaphosa nach der Wahl tatsächlich von seiner eigenen Partei abgesägt werden, gilt Paul Mashatile als aussichtsreicher Kandidat für die Thronfolge. Allerdings gibt es auch gegen den amtierenden Vize-Präsidenten schwere Korruptionsvorwürfe - wegen Vetternwirtschaft und dubioser Immobiliengeschäfte.