Demokratische Republik Kongo Armes reiches Land
Seit 25 Jahren läuft die weltweit teuerste Friedensmission in der Demokratischen Republik Kongo. Trotzdem herrscht im Osten des Landes weiter die Gewalt. Der UN-Sicherheitsrat berät heute über die Lage dort - ohne neue Strategie.
Gruppen von Menschen schleppen sich eine Sandstraße im Osten der Demokratischen Republik Kongo entlang. Alle sind schwer beladen. Sie tragen Stoffbündel mit Kleidung, Kanister, einige sogar Matratzen.
Safari Hangi hat ein Kleinkind auf den Schultern und sechs weitere Kinder bei sich. Der 42-Jährige hat sein Dorf verlassen, als schwer bewaffnete Kämpfer einer Miliz immer näher kamen. "Es waren so viele. Wir haben ständig Schüsse gehört", sagt er der Nachrichtenagentur Reuters. Alle Einwohner seien geflohen.
Oft geht es um Zugang zu Minen
Zurück blieb eines der vielen Geisterdörfer im Ostkongo. Wenn die Milizionäre kommen, zünden sie die Hütten an. Sollten doch noch Einwohner da sein, werden sie getötet.
Die Region ist in der Dauerkrise. Wechselnde Milizen kämpfen gegeneinander und gegen die kongolesische Armee. Oft geht es um den Zugang zu Minen. Im Kongo lagern wertvolle Bodenschätze wie Kupfer, Coltan und Diamanten.
In den vergangenen Monaten hat sich die Situation besonders zugespitzt, unter anderem wegen der großteils aus ethnischen Tutsi bestehenden M23-Miliz. Sie ist mit Unterbrechungen seit mehr als zehn Jahren aktiv und zuletzt immer stärker geworden.
"Wichtig, dass die Welt erfährt, was sich hier abspielt"
Die Zahl der Flüchtlinge ist so gestiegen, dass auch die Europäische Union sich gezwungen sah, etwas zu unternehmen. Vor rund zwei Wochen landete das erste Flugzeug mit EU-Hilfsgütern in der Provinzhauptstadt Goma, beladen unter anderem mit Zelten, Matratzen und Medizin.
Allein in Goma gebe es inzwischen 600.000 Flüchtlinge, sagt der Botschafter der Europäischen Union im Kongo, Jean-Marc Châtaigner. Auch auf dem Weg in die Stadt entstehen immer mehr behelfsmäßige Lager.
Zunächst solle humanitäre Hilfe im Wert von 47 Millionen Euro geschickt werden, so Châtaigner und stellte noch weitere Zahlungen in Aussicht. "Wir können nicht gleichgültig bleiben. Es ist wichtig, dass die Welt erfährt, was sich hier abspielt."
Teuerste Blauhelm-Mission weltweit
Eine Delegation des UN-Sicherheitsrats war zuletzt vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Für die Vereinten Nationen geht es auch darum, über die Zukunft der Friedensmission im Kongo zu entscheiden. Seit fast 25 Jahren sind Blauhelmsoldaten hier stationiert.
Es ist der teuerste Einsatz weltweit. Verändert hat sich dadurch jedoch nichts. Der ständige UN-Vertreter Frankreichs, Nicolas De Rivière, sagte bei einer Pressekonferenz in Goma, allein die Präsenz der Truppen reiche nicht aus. "Der Weg aus der Krise kann nur politisch, durch Verhandlungen, gefunden werden", betonte er. Gleichzeitig müsse wenn nötig mit Gewalt reagiert werden, gerade gegen Gruppierungen wie die M23.
Alle Strategien gegen Milizen erfolglos
Doch alle Strategien gegen die Milizen sind bisher ins Leere gelaufen. Gibt eine die Waffen ab, formiert sich an anderer Stelle schon die nächste. Den Menschen bleibt nur die Flucht.
Ende vergangenen Jahres waren nach Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks mehr als fünf Millionen Menschen innerhalb des Kongo vertrieben. Viele von ihnen sehen wie Familienvater Safari Hangi keine Zukunft mehr.
"Wir leiden sehr wegen dieses Krieges. Wir könnten in unserem Dorf sein und die Felder bestellen", sagt Hangi. Aber jetzt seien sie Flüchtlinge und alles sei vorbei.