Ousmane Sonko Der Mann, der Senegal umkrempeln will
Ousmane Sonko ist in Haft, eine Wahl-Kandidatur wird schwierig. Doch der Oppositionelle kommt mit seinem Populismus im Senegal gut an. Die Position der Regierung zum Putsch in Niger gibt ihm weiter Aufwind.
Die Unruhen im Senegal entzünden sich regelmäßig am Fall eines Mannes: Ousmane Sonko. Seit drei Wochen ist der 49-Jährige im Hungerstreik, um gegen seine Inhaftierung zu protestieren, aber auch dagegen, dass er zu den Präsidentschaftswahlen 2024 nicht mehr antreten darf. Juristisch ist das nicht geklärt, aber sein Name wurde aus der Kandidatenliste getilgt. Seine Partei, die "Patriotischen Afrikaner Senegals für Arbeit, Ethik und Brüderlichkeit" (PASTEF) wurde von den Behörden aufgelöst.
Man werde an Sonkos Zielen trotzdem festhalten, sagt sein Stellvertreter Madieye Mbodj im Interview mit dem ARD-Studio Nordwestafrika: "Eine Vision kann man nicht töten, wenn solch eine Vision die Massen ergriffen hat, Millionen Senegalesen hier und in Afrika, auch in der Diaspora. Ich denke, wir machen weiter mit unserem Projekt." Dieses Projekt sieht den Machtwechsel vor, eine Ablösung der Regierungskoalition.
"Verhältnis zum Rest der Welt radikal verändern"
Seit 2012 ist der pro-westliche Macky Sall Präsident in Senegal und bekannt für seinen rigiden Politikstil. Er selbst tritt nicht mehr an, scheint aber seiner Koalition die Macht sichern zu wollen. Beobachter sagen, es habe zu viele Korruptionsfälle gegeben. Die herrschende Elite befürchte, dass eine neue Regierung diese aufdecken könne.
Sonko, der Herausforderer, hat mit seinem populistischen, antifranzösischen Kurs vermutlich Millionen Anhänger gewonnen. "Mit oder ohne Sonko, wir bleiben auf Kurs", sagt Guy Marius, ein Vertrauter Sonkos und Abgeordneter der Partei PASTEF im nationalen Parlament. "Wir teilen denselben Kampf, um aus dem monetären Gefängnis Senegals und Afrikas, dem Franc CFA auszusteigen und das Verhältnis Senegals und Afrikas zum Rest der Welt radikal zu verändern."
Senegals Stabilität könnte kippen
Der Ausstieg aus der Gemeinschaftswährung Franc CFA ist schon länger eine populäre Forderung in Westafrika. Eine eigene Währung zu schaffen, die nichts mehr mit der einstigen Kolonialmacht Frankreich und dem Euro zu tun hat. Das ist auch eines der Ziele Sonkos und seiner Getreuen. Sonkos Tendenzen zu Homophobie und Frauenfeindlichkeit haben seiner Beliebtheit keinen Abbruch getan.
Sonkos Anhänger, droht sein Vertrauter Guy Marius, würden seine Haft und seinen möglichen Tod nicht ohne weiteres hinnehmen: "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden. Warum? Die willkürliche Verhaftung des Oppositionsführers Ousmane Sonko belastet den Frieden, die Stabilität und den sozialen Zusammenhalt in Senegal."
Oppositionsführer Ousmane Sonko ist bei der Jugend Senegals beliebt. Zu den Präsidentschaftswahlen 2024 darf er nicht mehr antreten.
"Opfer von Machtmissbrauch"
Vor zwei Jahren wurde Sonko wegen Vergewaltigung angezeigt, doch das Verfahren endete mit einem Urteil wegen "Verführung der Jugend". Nun werden ihm Tatbestände der Staatsgefährdung angelastet, von Terrorismusförderung bis Aufruf zur Gewalt.
Selbst Experten, die Sonko kritisch sehen, sagen, dass ihm mit Mitteln der Justiz Unrecht angetan werde. Nun aber bestehe die Gefahr, dass der zeitweilig mit dem Tod ringende Sonko zum Märtyrer würde, sagt der politische Analyst Mamadou Sy Albert in Dakar. "Ousmane Sonko ist heute ein Symbol: Er ist ein Opfer. Opfer von Machtmissbrauch, er ist das Opfer einer verrotteten Demokratie und schlechter Regierungsführung, und jetzt wird er zum Symbol für die Verteidigung der Demokratie." Das habe dazu geführt, dass er so viel Unterstützung genießt.
Senegal steht also an einem Scheideweg. Dass sich Präsident Macky Sall in dieser fragilen Phase für einen Militäreinsatz gegen die Putschisten in Niger ausspricht, könnte die Proteststimmung noch zusätzlich anheizen. Denn große Teile der Bevölkerung lehnen eine Militärintervention in Niger ab.