Kämpfe im Sudan Weitere Länder evakuieren Staatsbürger
Nach einer Woche heftiger Kämpfe im Sudan hat US-Präsident Biden beschlossen, Botschaftspersonal zu evakuieren. Auch Frankreich und die Niederlande berichten von ersten Einsätzen, um Staatsbürger zurückzuholen.
Die USA haben angesichts der schweren Kämpfe im Sudan ihre Regierungsmitarbeiter aus dem Land abgezogen und die US-Botschaft in der Hauptstadt Khartum geschlossen. Alle US-Diplomaten und ihre Angehörigen seien erfolgreich in Sicherheit gebracht worden, teilten das Weiße Haus und das US-Außenministerium mit.
Laut einem Militärvertreter waren rund 100 Spezialkräfte des US-Militärs an der Evakuierungsaktion beteiligt. Sie seien weniger als eine Stunde vor Ort gewesen. Unter-Staatssekretär John Bass ergänzte, bei dem Einsatz seien weniger als 100 Menschen ausgeflogen worden, darunter auch mehrere Diplomaten anderer Staaten.
Biden fordert Waffenstillstand
US-Präsident Joe Biden rief die Parteien zu einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand auf. Er forderte sie außerdem auf, humanitäre Hilfe nicht zu behindern und den Willen des sudanesischen Volkes zu respektieren.
Die Entscheidung, das amerikanische Personal zu evakuieren, fiel nach einer Woche heftiger Kämpfe zwischen rivalisierenden Militärfraktionen - den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) - mit Hunderten Toten und Tausenden Verwundeten. Seit Tagen hatte sich das US-Militär mit anderen westlichen Staaten auf die Evakuierung eigener Staatsbürger vorbereitet. Zusätzliche Streitkräfte wurden dafür in die Region verlegt.
Europäische Rückholaktionen gestartet
Neben den USA bemühen sich auch europäische Länder um die Evakuierung ihrer Bürger. Großbritannien meldete, dass britische Diplomaten und ihrer Familien erfolgreich in Sicherheit gebracht worden seien. Das teilte Premierminister Rishi Sunak auf Twitter mit.
Er forderte die Konfliktparteien in dem afrikanischen Land zugleich zum Niederlegen der Waffen und zu einer sofortigen humanitären Waffenruhe auf, damit Zivilisten die Konfliktgebiete verlassen könnten.
Italiener sollen ihre Botschaft aufsuchen
Auch rund 140 Menschen mit italienischer Staatsangehörigkeit seien dazu aufgerufen worden, die weiterhin vollständig funktionsfähige Botschaft Italiens in Khartum aufzusuchen, um evakuiert zu werden, sagte Außenminister Antonio Tajani.
Griechenland versetze laut Aussage des griechischen Außenministern Nikos Dendias Sondereinheiten seines Militärs und Flugzeuge nach Ägypten für einen Evakuierungseinsatz.
Auch Frankreich und die Niederlande evakuieren
Frankreich und die Niederlande berichteten von laufenden Rettungsmissionen. Die Niederlande schließen sich dafür nach Aussagen von Außenminister Wopke Hoekstra einer gemeinsamen Operation mehrerer Staaten an. "Die Niederlande beteiligen sich mit einem Team aus Jordanien. Sie werden alles tun, was sie können, um niederländische Bürger so schnell und sicher wie möglich dort herauszubringen", schrieb Hoekstra auf Twitter.
Frankreich unternimmt ebenfalls Anstrengungen, um sein Botschaftspersonal aus dem Sudan zu holen. Es werde eine "Operation zur schnellen Evakuierung" des diplomatischen Personals und der französischen Staatsangehörigen durchgeführt, teilte das Verteidigungsministerium mit. Auch andere europäische Diplomaten würden aufgenommen, hieß es.
Zuvor hatte Spanien Medienberichten zufolge insgesamt sechs Flugzeuge für die Evakuierung seiner Staatsbürger und Angehöriger anderer Nationen nach Dschibuti geschickt.
Berliner Krisenstab tagt
Evakuierungen laufen weiter
Auch andere Länder hatten gestern mit der Evakuierung eigener Staatsbürger und anderer Ausländer begonnen. Saudi-Arabien teilte mit, man habe 157 Saudis und Menschen anderer Nationalitäten außer Landes gebracht. Fernsehbilder zeigten Aufnahmen von Personen auf einem Kriegsschiff. Welche Staatsangehörigkeit sie haben, ist bisher nicht bekannt.
Kuwait erklärte, einige seiner Bürger seien in Dschidda in Saudi-Arabien angekommen. Jordanien teilte mit, es habe mit der Evakuierung von 300 Menschen begonnen. Ein ausländischer Diplomat sagte, einige Mitarbeiter der Botschaften hofften, in den kommenden Tagen per Flugzeug außer Landes gebracht zu werden.
Hunderte Tote durch Kämpfe
Durch die Kämpfe zwischen dem sudanesischen Militär und der einflussreichen paramilitärischen Gruppe RSF sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bisher mehr als 400 Menschen getötet worden. Die Konfliktparteien hatten am Freitag mitgeteilt, dass sie sich auf eine Waffenruhe geeinigt hätten. Dennoch waren erneut Explosionen und Schüsse zu hören.
Auslöser der Kämpfe war laut Beobachtern ein Streit über Details der Eingliederung der RSF in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung im Sudan. Das Militär hatte im Oktober 2021 geputscht und regiert seitdem das Land, das zu den ärmsten der Erde gehört.