Sudan Schwere Kämpfe nach Waffenruhe
Erneut ist es im Sudan zu Gefechten zwischen der Armee und der RSF-Miliz gekommen. Die Vermittler USA und Saudi-Arabien erwägen daher, ihre Bemühungen herunterzufahren. Auch über schwere Gewalt gegen Zivilisten wird berichtet.
In der sudanesischen Hauptstadt Khartum sind nach Ablauf einer dreitägigen Feuerpause an mehreren Stellen Kämpfe zwischen der Armee und der RSF-Miliz ausgebrochen. Auch aus den an Khartum angrenzenden Städten Bahri und Omdurman wurden kurz vor dem Ende der Waffenruhe heute um 6 Uhr Gefechte gemeldet.
Ohnehin war die Feuerpause von der paramilitärischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) und der Armee streckenweise nicht eingehalten worden. Wie bei früheren Waffenruhen waren immer wieder begrenzte Kämpfe ausgebrochen. Die Armee und die RSF beschuldigten sich gegenseitig, die Vereinbarung gebrochen zu haben.
Angesichts dieser Entwicklung erwägen die USA und Saudi-Arabien, ihre Bemühungen um eine Lösung des Konflikts herunterzufahren. Beide Staaten hatten in Dschidda mehrere Feuerpausen zwischen den Bürgerkriegsparteien vermittelt. Sie erklärten nun, dass sie überlegen würden, ob weitere Dschidda-Verhandlungen vertagt werden sollten.
Großbrand im Hauptquartier des Geheimdienstes
Augenzeugen berichteten, dass am Morgen Kampfflugzeuge über Omdurman im Einsatz waren. Es sei auch Flugabwehrfeuer der RSF zu hören gewesen. Eine Artillerie-Stellung im Norden Omdurmans habe gegnerische Ziele beschossen. Im Süden Khartums sei es zu Gefechten von Bodentruppen gekommen.
Am späten Dienstag machten beide Seiten die jeweils andere Seite für einen Großbrand im Hauptquartier des Geheimdienstes verantwortlich. Die Zentrale liegt in einem Militärkomplex im Zentrum Khartums, der seit Beginn des bewaffneten Konflikts am 15. April umkämpft ist. Mittlerweile sind Teile der Hauptstadt verwüstet.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtete von schwerer Gewalt gegen Zivilisten in der Region West-Darfur. Menschen, die ins Nachbarland Tschad fliehen wollten, seien beschossen und getötet worden. Bislang wurden über 2,5 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Beobachter fürchten, der Konflikt könnte die ganze Region destabilisieren.
Forderung nach internationaler Untersuchung
Der Gouverneur der Region Darfur, Mini Arko Minawi, forderte eine internationale Untersuchung zu örtlicher Gewalt. Das berichtete die Nachrichtenagentur AP am Dienstag. Der UN-Sicherheitsrat sollte es dem Internationalen Strafgerichtshof ermöglichen, sich mit "Verbrechen und Attentaten" zu befassen, die es in den vergangenen zwei Monaten in der westsudanesischen Region gegeben habe, teilte Minawi mit.
Der UN-Gesandte Volker Perthes warnte diesen Monat, Angriffe der RSF und mit ihr verbündeter arabischer Milizen in der Hauptstadt der Provinz West-Darfur, Genena, könnten auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit hinauslaufen. Minawi teilte in einem Video in den sozialen Medien am Montag mit, die Geschehnisse in Darfur seien vergleichbar mit den Ereignissen dort 2003. Er verwies auf einen Völkermord Anfang der 2000er-Jahre. Minawi sagte, Bewohner würden getötet, Frauen vergewaltigt und Grundstücke geplündert und in Brand gesteckt. Zudem fielen führende Vertreter von Politik und Gemeinden in der Region Attentaten zum Opfer, sagte er.
Aktivisten zufolge sind Dutzende Frauen in ihren Häusern oder auf der Flucht vergewaltigt worden. Für fast alle Fälle wurden die RSF verantwortlich gemacht. Diese reagierte nicht auf wiederholte Kommentaranfragen.