Südafrika Behörden nach Starkregen in der Kritik
Der Starkregen in Südafrika hat mehr als 250 Menschen das Leben gekostet. Weil noch viele Personen vermisst werden, dürfte diese Zahl noch steigen. Immer lauter wird nun die Kritik an den Behörden.
Viele Menschen haben die Nacht in Kirchen verbracht oder in städtischen Gebäuden. Vor allem diejenigen, die ihre Hütten und Häuser verloren haben, sind fassungslos. Ein junger Mann, der in einer Wellblechhütte in einer Armensiedlung nahe der Hafenstadt Durban lebte, wurde in der vorangegangenen Nacht eiskalt erwischt.
Wir konnten fühlen, wie sich der Boden bewegt. Wir dachten, es würde nur etwas Schlamm und Sand sein, nicht etwa, dass alles einfach weggespült wird. Als ich aus dem Bett stieg, stand ich im Wasser. So schlimm war es! Alles ist weg.
Der Starkregen war ungewöhnlich heftig. Tausende Häuser sind beschädigt oder zerstört, Straßen sind eingebrochen oder weggespült worden, Brücken stürzten ein. Betroffen ist die komplette Provinz Kwazulu Natal, eine Art Bundesland, das auch die Küste des Indischen Ozeans einschließt.
"Nichts geht mehr"
Selbst weiter im Landesinneren gab es Schäden. Eine Schülerin ist ratlos.
Ich wollte zur Schule, aber es fuhr kein Bus. Alles ist chaotisch, ich muss mein Leben erstmal sortieren. Man kommt nicht mal über den Fluss, nichts klappt hier. Ich kann nicht in die Kirche gehen, telefonieren geht nicht mehr, nichts geht.
Tatsächlich sind auch Funkmasten ausgefallen, weil es Erdrutsche gab. Hunderte zusätzliche Polizisten und auch Streitkräfte sind im Einsatz, um die kritische Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Hilfslieferungen werden mit Hubschraubern in betroffene Orte gebracht.
Kritik an Behörden wegen mangelnder Investitionen
Die klassischen Warenlieferungen vom großen Hafen in Durban sind ins Stocken gekommen. Gavin Kelly leitet den Verband für den Güterkraftverkehr.
Die Zugangsstraßen zum Hafen sind weggespült, nur ein oder zwei sind noch offen. Die Depots, in denen die Container lagern, stehen unter Wasser. Wir haben gesehen, wie Container gar weggespült wurden. Auch dort, wo die Lastwagen parken, ist alles unter Wasser. Die sind total verdreckt, wir werden sichergehen müssen, dass sie überhaupt noch funktionieren. Es ist schlimm. Einfach unbegreiflich, welche Kraft Wasser hat, wenn es über die Ufer tritt. Das sehen wir jetzt.
Von vielen Seiten wird Kritik laut, die Behörden hätten versagt. An vielen Orten sei die Infrastruktur veraltet, die Kanalisation marode und nicht gewartet, die Siedlungspolitik sei verfehlt, weil viele Menschen in Senken oder an Flüssen ihre Häuser bauen.
Weiterer Regen vorhergesagt
Asogan Naicker wohnt auf einem Hügel außerhalb von Durban. Sein Haus steht noch, und dennoch ist nichts normal.
Hier sind alle Straßen überspült und weggespült. Wir kommen weder rein noch raus. Wir sind zu Hause gefangen, wir sind eingeschlossen. Wir haben kein Wasser und keinen Strom. Aber es ist nicht das erste Mal, der Fluss ist schon mal über die Ufer getreten, nur war es nicht so schlimm wie jetzt. Das stieß auf taube Ohren, und jetzt haben wir die Situation, dass der Schaden höher ist als wenn man investiert hätte, um ihn zu verhindern.
Auch der Klimawandel wird für den Starkregen verantwortlich gemacht, denn auch andere Teile Südafrikas erleben eine Extremwetterlage. Die klassische Osterreisewelle, die in Richtung des Indischen Ozeans rollen würde, fällt in diesem Jahr nun aus. Denn für die Feiertage sagt der südafrikanische Wetterdienst weitere Regenfälle voraus.