Küste vor Tunesien 34 Menschen nach Bootsunglück vermisst
Vor der Küste Tunesiens werden 34 Migranten nach einem Bootsunglück vermisst - nur vier Menschen konnten bislang gerettet werden. Es war der fünfte Schiffbruch innerhalb von zwei Tagen. Das Land selbst steckt in einer tiefen Krise.
Nach einem Bootsunglück vor der Küste Tunesiens werden 34 Flüchtende vermisst. Vier der 38 Menschen an Bord hätten gerettet werden können, sagte ein Gerichtssprecher in der tunesischen Hafenstadt Sfax. Demnach war das Boot am Donnerstag vor der Küste der Region Sfax Richtung Italien gestartet und heute vor der tunesischen Küste gesunken. Alle Menschen sollen aus Ländern südlich der Sahara kommen.
Es war der fünfte Schiffbruch innerhalb von zwei Tagen, womit sich die Gesamtzahl der Vermissten nach tunesischen Angaben auf 67 erhöhte. Zuletzt hatten viele aus Subsahara-Staaten stammende Menschen versucht, Tunesien zu verlassen.
750 Migranten vor Italiens Küste gerettet
Die italienische Küstenwache teilte am Donnerstag mit, sie habe in zwei getrennten Einsätzen rund 750 Migranten vor der süditalienischen Küste gerettet. Stunden zuvor waren bei einer versuchten Überfahrt von Tunesien aus mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen und 33 wurden vermisst.
Ein Vertreter der Nationalgarde sagte, die Küstenwache habe in zwei Tagen 56 Boote auf dem Weg nach Italien gestoppt und mehr als 3000 Migranten, vor allem aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara, festgenommen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in diesem Jahr mindestens 12.000 Migranten von Tunesien aus nach Italien gelangt - verglichen mit 1300 im gleichen Zeitraum des Jahres 2022.
Tunesien steckt in einer Wirtschaftskrise
Der tunesische Präsident, Kais Saied, hatte im vergangenen Monat in einer Rede gefordert, gegen die illegale Einwanderung von Menschen aus Ländern südlich der Sahara vorzugehen. Die Rede stieß international auf breite Empörung.
Tunesien ist an einigen Stellen weniger als 150 Kilometer von der italienischen Insel Lampedusa entfernt - einem der wichtigsten Anlaufpunkte für Menschen aus Tunesien und anderen afrikanischen Ländern, die nach Europa wollen.
Das Land steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. Es ist hoch verschuldet und verhandelt mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein Rettungsdarlehen in Höhe von zwei Milliarden Euro.
Situation ist "sehr, sehr gefährlich"
Frankreich und Italien riefen zur Unterstützung des Landes auf. Der französische Präsident Emmanuel Macron forderte, "gemeinsam" auf europäischer Ebene zu handeln, um Tunesien zu helfen und eine "Kontrolle der Auswanderung" zu ermöglichen. Macron betonte, es müsse "sehr kurzfristig gelingen, die Migrationsströme aus Tunesien zu stoppen". Er habe darüber mit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gesprochen.
"Vielleicht ist sich nicht jeder der Risiken bewusst, denen wir in Bezug auf die Situation in Tunesien ausgesetzt sind, und der Notwendigkeit, die Stabilität in einem Land zu unterstützen, das ernsthafte finanzielle Probleme hat", sagte Meloni. "Wenn wir diese Probleme nicht angemessen angehen, besteht die Gefahr, dass es zu einer objektiv beispiellosen Migrationswelle kommt." Meloni bestätigte auch Pläne für eine Mission in Tunesien, an der auch die Außenminister Italiens und Frankreichs beteiligt sein sollen.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte am Montag gesagt, die Situation in Tunesien sei "sehr, sehr gefährlich". "Wenn das Land wirtschaftlich oder sozial zusammenbricht, werden neue Migrantenströme nach Europa kommen. Diese Situation müssen wir vermeiden."