Bei Frauen und Mädchen Zahl der Genitalverstümmelungen nimmt zu
Weltweit werden wieder mehr Frauen und Mädchen an ihren Genitalien verstümmelt - etwa 8000 Mal pro Tag. Millionen Betroffene leiden unter den Folgen. Gründe für den Anstieg sind der Stiftung Weltbevölkerung zufolge Dürren und die Corona-Pandemie.
Die weltweite Zahl der Genitalverstümmelungen an Mädchen und Frauen steigt wieder. Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) werden täglich mehr als 8000 Mädchen und Frauen dieser Körper- und Menschenrechtsverletzung unterzogen.
Die steigenden Zahlen seien auf die Corona-Pandemie und auf Dürren zurückzuführen. "Durch Schulschließungen während der Pandemie wurde den Mädchen ein wichtiger Schutzraum genommen", erläuterte die stellvertretende Geschäftsführerin der DSW, Angela Bähr. Dürren wiederum brächten die Familien in eine so prekäre Situation, dass die Verheiratung der Töchter als wirtschaftliche Notwendigkeit erscheine. Deren Genitalverstümmelung sei oftmals eine Voraussetzung dafür.
Neben Schutzräumen und medizinischer Versorgung hilft Mädchen und Frauen der Stiftung zufolge vor allem Aufklärung. "Nur, wenn sie eine Stimme bekommen, kann ein gesellschaftlicher Wandel eintreten, der unabdingbar ist, um diese tief verwurzelten, schädlichen Rituale zu beenden", sagte Bähr.
Keinerlei theologische Grundlage
Nach Angaben der DSW wird Religion zwar oft als Begründung für diese gewalttätige Praxis benannt. Doch gebe es dafür keinerlei theologische Grundlage. Vielmehr seien Genitalverstümmelungen für manche Bevölkerungsgruppen Teil ihrer kulturellen Identität. Sie gelten als traditionelles Übergangsritual vom Mädchen zur Frau, das sehr viel älter ist als das Christentum oder der Islam.
Dabei werden die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane wie Klitoris oder Vulvalippen entfernt. Bei einigen Methoden werden die Überbleibsel anschließend zusammen genäht. Viele Mädchen und Frauen verbluten anschließend oder sterben an Infektionen.
In insgesamt 30 Ländern - in Afrika, dem Nahen Osten und Asien - wird die Genitalverstümmelung noch praktiziert, obwohl sie offiziell verboten ist. Mehr als 200 Millionen Frauen leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter den Folgen. Überlebende sind häufig traumatisiert und leiden ihr Leben lang an Schmerzen.
Vor zwanzig Jahren, im Jahr 2003, erklärten First Ladies und Menschenrechtler aus Afrika den 6. Februar zum internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung. Die Vereinten Nationen schlossen sich 2012 an.