Nach Startabbruch "Artemis I" bleibt erstmal am Boden
Eigentlich sollte am Montag die Trägerrakete "Artemis I" vom NASA-Weltraumflughafen in Cape Canaveral starten. Eine ganze Reihe technischer Probleme führte jedoch zum Startabbruch. Wie es weitergeht, ist offen.
Es ist NASA-Chef Bill Nelson auf der Pressekonferenz sofort anzusehen: Es war ein langer und anstrengender Tag im Kennedy Space Center - und auch ein durchaus enttäuschender für alle Beteiligten. Auch wenn Nelson bereits in den ersten Sekunden seines Statements sofort in die Offensive ging und irgendwie gute Miene zum bösen Spiel machte: Es gehe um eine komplett neue Rakete - und sie werde erst dann fliegen, wenn alles dafür bereit sei. Verschiebungen von Starts gehörten zum Teil dieses neuen Mond-Programms der NASA. Zum Prozess, um an diesen Punkt zu kommen, fügte der NASA-Chef hinzu.
Eine ganze Kette von Problemen
Die Enttäuschung über die Verschiebung ist Missionsleiter Mike Sarafin trotz der Worte seines Chefs allerdings deutlich anzumerken: Sarafin zählte die technischen Komplikationen auf, die während des Countdowns seit Sonntagnacht dem Start-Team begegnet waren: Erst schlugen Blitze auf der Startrampe ein, die allerdings keine Schäden anrichteten.
Dann trat ein Softwareproblem mit der neuen Raumkapsel Orion auf, das laut Sarafin aber schnell behoben werden konnte. Während des Tankvorgangs, bei dem flüssiger Sauer- und Wasserstoff in die Rakete gepumpt werden, kam es beim Wasserstofftank zu einer Leckage - auch die konnte vom Team gestoppt werden.
Die Tanks waren zu 100 Prozent gefüllt, als das letzte, große Problem auftrat. Triebwerk Nummer drei - vier gibt es insgesamt - konnte nicht so weit heruntergekühlt werden, dass dessen Leitungen mit dem extrem kalten Treibstoff gefüllt werden konnten. "Das Triebwerk muss so kalt sein wie der extrem heruntergekühlte Treibstoff, damit es nicht beim Start durch einen plötzlichen Temperaturschock zu Problemen kommt", erklärte Sarafin.
Hoffnung auf die kommende Woche
Als sich die Teams daran machten, dieses Problem zu beheben, trat ein weiteres auf: Ein Ablassventil in einem Zwischentank ließ sich nicht mehr so steuern, wie es für die Kühlung der Triebwerke notwendig gewesen wäre. An diesem Punkt, so Sarafin, sei dann klar gewesen: "Artemis I" wird an diesem Tag nicht mehr abheben.
Heute gegen 21 Uhr deutscher Zeit soll das gesamte Start-Team von "Artemis I" wieder zusammenkommen und alle gesammelten Daten analysieren. Gegen Mitternacht deutscher Zeit ist dann eine Telefonkonferenz geplant, auf der mitgeteilt werden soll, wie es weitergeht. Das zweite Startfenster am kommenden Freitag peilt die NASA aktuell aber noch an.