Panamakanal Wie der Klimawandel den Schiffsverkehr beeinträchtigt
Der Panamakanal ist die letzte Station für Außenministerin Baerbock in Lateinamerika. Die Wasserstraße ist die direkte Handelsroute zwischen Atlantik und Pazifik. Aber durch den Klimawandel gerät der Schiffsverkehr aus dem Takt.
"El Agua del Canal" - "Das Wasser des Kanals" besingt das panamaische Künstlerkollektiv Afrodisíaco. Die künstliche Wasserstraße ist der Stolz seiner Bevölkerung. Doch der Klimawandel könnte das freudvoll besungene "Wasser des Kanals" in Zukunft knapp werden lassen. Am Panamakanal bleibt der Regen immer häufiger aus und die Extremwetter-Ereignisse nehmen zu. Das ist ein Problem für die Menschen, die in dem mittelamerikanischen Land leben - und für die Wirtschaft.
Stürme und jahrelange Trockenheit
Steven Paton hat das zu Ruhm wider Willen verholfen. Der kanadische Klimaforscher vom Smithsonian Institute in Panama wird nicht müde, Interviews dazu zu geben, wie sehr sich hier, am Nadelöhr der Globalisierung, der Klimawandel bemerkbar macht: "In den vergangenen 22 Jahren hatten wir acht der zehn schlimmsten Stürme überhaupt. In diese Zeit fielen auch die zwei trockensten Jahre und eine drei Jahre andauernde Trockenperiode, die längste überhaupt."
Wichtig für den globalen Warenstrom
All das gemessen an den 142 Jahren, die die Klimaforschung an Daten zur Verfügung hat. Ohne Wasserreserven lässt sich der Panamakanal nicht betreiben. Etwa fünf Prozent des globalen Güterverkehrs werden über die künstliche Wasserstraße abgewickelt.
Riesige Schleusen heben die Container und Kreuzfahrtschiffe hinauf, 26 Meter hoch, über die Fahrrinne, die sich dann 82 Kilometer vom Pazifik bis zum Atlantik zieht - durch die geschäftige Hauptstadt, durch tiefen Dschungel, vorbei an Schluchten und über einen Stausee. Mehr als 14.000 Schiffe passierten den Kanal im Jahr 2022 mit einer Gütertransportmenge von etwa 500 Millionen Tonnen.
Die Schleusen von Cocoli auf der pazifischen Seite des Panamakanals: Wassermangel könnte die Schifffahrt aus dem Takt bringen.
Höhere Frachtkosten, längere Routen
Der globalisierte Handel am Panamakanal ist genau getaktet, er funktioniert wie ein Uhrwerk und steht unter dem Druck von Produktionszyklen und Lieferketten. Das sagt auch Ilya Espina de Marotta. Sie ist stellvertretende Leiterin der Kanalbehörde mit Sitz in Panama Stadt. Wenn der Kanal weniger befahrbar wäre, hätte das weitreichende Konsequenzen: "Die Kosten für die Befrachtung der Schiffe könnten steigen. Die Schifffahrt müsste längere und teurere Routen nutzen. Unsere Einkommen hier in Panama würden sinken. Und die Schiffe würden bei längeren Routen auch mehr CO2 ausstoßen."
Wiederaufforstung könnte helfen
Ideen, um dem Wassermangel am Panamakanal entgegenzuwirken, gibt es einige. Flüsse umleiten zum Beispiel, aber auch mehr Wasserspeicher bauen oder unterirdische Wasserquellen anzapfen. Das alles wäre aber mit massiven Umwelteingriffen, verringerter Trinkwasserqualität oder hohen Kosten verbunden.
Adäquat Abhilfe schaffen kann bisher nur die Natur in Panama selbst: In dem lateinamerikanischen Land gibt es riesige Flächen Wald, auch entlang des Kanals. Der Kanal schützt die Ufer vor Erosion und Fluten - und er speichert Wasser. Deswegen geht die Regierung Panamas auch mittlerweile härter gegen illegale Abholzung vor und investiert viel in Wiederaufforstung.
Der rund 82 km lange Panamakanal durchschneidet die Landenge von Panama in Mittelamerika und verbindet den Atlantik mit dem Pazifik für die Schifffahrt. Umwege um das Kap Hoorn oder durch die Magellanstraße an der Südspitze Südamerikas sind somit nicht notwendig.