Bolivien Festnahmen und Spekulationen nach Militärcoup
War es ein echter Putschversuch oder nur ein Ablenkungsmanöver der politischen Führung? Einen Tag nach dem Putschversuch gibt es in Bolivien viele Spekulationen - und mehrere Festnahmen.
Nach dem erfolglosen Putschversuch in Bolivien haben die Behörden 17 mutmaßliche Beteiligte festgenommen. Innenminister Eduardo del Castillo sagte, unter ihnen seien aktive und pensionierte Militärangehörige sowie Zivilisten. Nach weiteren Verdächtigen wird demnach noch gefahndet.
Unter den Festgenommen sind der Chef des Heeres, Juan José Zúñiga, der den Putschversuch angeführt hatte, und Marinechef Juan Arnez Salvador. Den beiden Männern drohen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bis zu 20 Jahre Haft wegen Terrorismus und bewaffnetem Aufruhr. Die Generalstaatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen beide ein.
Demonstranten unterstützen Regierung
In La Paz und an anderen Orten des Landes versammelten sich derweil Unterstützer von Präsident Luis Arce. Demonstranten hielten Schilder hoch, auf denen sie für die Demokratie plädierten und den inzwischen abgesetzten Armeechef Zúñiga verurteilten.
Bereitschaftspolizisten standen weiter an den Toren des Präsidialpalasts Wache. Auf dem Murillo-Platz, der Stunden zuvor noch von Panzern und anderen Militärfahrzeugen in Beschlag genommen worden war, riefen Demonstranten Arce bei seinem Spitznamen: "Luco, Du bist nicht allein!" Es gab jedoch auch Stimmen, die Zweifel an der offiziellen Version der Ereignisse äußerten.
Beobachter sagen, der Zuspruch im Zuge der Vorgänge vom Mittwoch liefere Arce eine willkommene Auszeit von der politischen Rivalität mit seinem früheren Verbündeten, dem Ex-Präsidenten Evo Morales, der damit gedroht hat, Arce bei den Vorwahlen der regierenden Sozialisten im kommenden Jahr herauszufordern.
Spekulationen über Inszenierung
Das Motiv für den Putschversuch ist aber noch immer unklar. Vor seiner Verhaftung am Mittwoch hatte Zúñiga die Spekulationen angefacht, indem er ohne Beweise behauptete, Arce habe ihn angewiesen, den Putschversuch zu unternehmen, um die eigene Popularität zu steigern. Oppositionelle Senatoren und Regierungskritiker übernahmen die Erzählung, die Regierung wies den Vorwurf dagegen entschieden zurück. Doch auch auf den Straßen gibt es viele Bolivianerinnen und Bolivianer, die einen ausgefeilten Schwindel Arces nicht ausschließen.
Panzer vor Präsidentenpalast
Von General Zúñiga angeführte Einheiten waren mit mehreren Panzern am Mittwochnachmittag auf den Präsidentenpalast vorgerückt. Sie versuchten gewaltsam in das Gebäude einzudringen. Zúñiga sagte, das Militär wolle die Demokratie "umstrukturieren", um sie zu einer "echten Demokratie" zu machen. Nach rund fünf Stunden zogen sich die Soldaten schließlich zurück.
Danach enthob Arce Zúñiga seines Amtes und tauschte die gesamte Führungsriege der Streitkräfte aus. Die neuen Chefs der Teilstreitkräfte ordneten daraufhin den Rückzug der Truppen aus der Innenstadt des Regierungssitzes La Paz an.