Thomas Buergenthal

Im Alter von 89 Jahren Auschwitz-Überlebender Buergenthal gestorben

Stand: 30.05.2023 17:31 Uhr

Er war einer der jüngsten Überlebenden von Auschwitz, nach dem Krieg kämpfte er als international bekannter Völkerrechtler gegen Kriegsverbrechen und Völkermord. Nun ist Thomas Buergenthal mit 89 Jahren gestorben.

Der deutschstämmige Auschwitz-Überlebende Thomas Buergenthal ist tot. Der in den USA lebende und weltweit anerkannte Völkerrechtler starb im Alter von 89 Jahren, wie die Stadt Göttingen in einem Nachruf berichtete. In der niedersächsischen Stadt hatte Buergenthal demnach nach dem Holocaust und dem Ende des Zweiten Weltkriegs seine Mutter wiedergefunden und mit ihr gemeinsam einige Jahre gelebt. 1951 wanderten sie gemeinsam in die USA aus.

Buergenthal entstammte einer jüdischen Familie, die in den 1930er-Jahren vor der zunehmenden Entrechtung durch die Nationalsozialisten in die damalige Tschechoslowakei auswanderte. Dort wurde er am 11. Mai 1934 geboren. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch Deutschland floh die Familie weiter nach Polen, wo sie im Weltkrieg erneut von der deutschen Besetzung eingeholt wurde.

Kinder hatten kaum Überlebenschancen

Nach einer Zeit in Ghettos wurde die Familie 1944 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo Buergenthal von seinen Angehörigen getrennt wurde. Er überlebte das Lager und einen Todesmarsch in ein weiteres Konzentrationslager, wo er bei Kriegsende befreit wurde. Er galt als einer der jüngsten Überlebenden von Auschwitz. Kinder hatten dort kaum Überlebenschancen und wurden in der Regel schon bei Ankunft in Gaskammern ermordet.

Menschenrechte und Völkerrecht

In den USA studierte Buergenthal später Jura und spezialisierte sich auf den Bereich des Menschenrechtsschutzes und des Völkerrechts. Er war Professor an renommierten Universitäten und wurde von den USA später unter anderem als Richter an den Internationalen Gerichtshof (IGH) im niederländischen Den Haag entsandt, der für Klagen zwischen Staaten zuständig ist. Außerdem prüft der IGH für die UN, ob in einem Konflikt Kriegsverbrechen begangen wurden.

Göttingen blieb Buergenthal nach Angaben der Stadt bis zuletzt eng verbunden. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) würdigte sein Lebenswerk. "Mit Thomas Buergenthal hat die Welt einen bewundernswerten Mann der Aussöhnung und einen engagierten Kämpfer für Gerechtigkeit verloren", erklärte sie.

Anm. der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag ahnde Kriegsverbrechen und Völkermord. Der IGH prüft lediglich, ob in einem Konflikt Kriegsverbrechen begangen wurden. Der entsprechende Satz wurde korrigiert.

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. Mai 2023 um 19:00 Uhr in den Nachrichten.