Attentat in Quito Präsidentschaftskandidat in Ecuador getötet
In Ecuador ist Präsidentschaftsbewerber Villavicencio während einer politischen Kundgebung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Neun Menschen wurden bei dem Attentat verletzt - der mutmaßliche Schütze ist tot.
Eineinhalb Wochen vor der vorgezogenen Präsidentenwahl in Ecuador ist der Kandidat Fernando Villavicencio nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito getötet worden. Dies bestätigte Staatschef Guillermo Lasso. Er vermutet organisiertes Verbrechen hinter dem Attentat.
Nach Behördenangaben wurden mindestens neun weitere Menschen durch die Schüsse verletzt, darunter Polizeibeamte und ein anderer Kandidat. Das Büro der Generalstaatsanwaltschaft teilte mit, dass ein Tatverdächtiger nach seiner Festnahme seinen Verletzungen erlegen sei. Details zum Tod des mutmaßlichen Schützen wurden zunächst aber nicht genannt.
Präsident Lasso droht den Kartellen
Auf Videoaufnahmen von Villavicensios Auftritt bei der Kundgebung, die im Netz kursierten, war zu sehen, wie er die Veranstaltung in Begleitung von Wachpersonal verließ. Als er in einen Kleinlaster steigen wollte, fielen Schüsse. Rund um den Wagen kam es zum Tumult, auf dem Video sind Schreie zu hören. Die Echtheit der Szenen bestätigte Villavicencios Wahlkampfberater Patricio Zuquilanda später der Nachrichtenagentur AP.
"Ich bin empört und schockiert über die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio. Meine Solidarität und mein Beileid gelten seiner Frau und seinen Töchtern", schrieb Präsident Lasso auf Twitter. Der Staatschef rief den nationalen Sicherheitsrat zusammen. "Das organisierte Verbrechen ist zu weit gegangen", schrieb Lasso weiter. Die Behörden sprachen von einem Terrorakt und versprachen ebenfalls, die Bluttat aufzuklären.
Villavicencio prangerte Korruption an
Villavicencio bewarb sich als Kandidat der Bewegung Construye (Baue) um das höchste Staatsamt in dem südamerikanischen Land und lag den jüngsten Umfragen zufolge auf dem vierten oder fünften Platz. Als Journalist und Abgeordneter hatte der 59-Jährige immer wieder die weit verbreitete Korruption in Ecuador kritisiert.
Vor seiner Ermordung soll Villavicencio von Anführern des mexikanischen Sinaloa-Kartells bedroht worden sein - eine der internationalen Gruppen des organisierten Verbrechens, die in Ecuador aktiv sind. Edison Romo, ein früherer Oberst des Militärgeheimdiensts, erklärte, dass Villavicencio mit seinem Einsatz gegen Korruption zur Bedrohung für die Banden geworden sei.
Ecuador erleidet Welle der Gewalt
Am 20. August finden in Ecuador vorgezogene Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Diese waren nötig geworden, nachdem Präsident Lasso zuletzt inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn wegen mutmaßlicher Unterschlagung die Nationalversammlung aufgelöst hatte.
Ecuador steckt in einer schweren politischen Krise. Die Zustimmungswerte für Regierung und Parlament sind sehr niedrig. Das einst friedliche Land leidet derzeit zudem unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Die Regierung macht vor allem Drogenhändler für die Gewalt verantwortlich.