Françoise Gilot gestorben Malerin, Picasso-Geliebte und "It-Girl"
Sie galt als Picassos Muse - und als einzige Frau, die ihn je verlassen hat. Doch Françoise Gilot selbst fand ebenfalls große Anerkennung in der Kunstwelt, bis zu ihrem Tod mit 101 Jahren.
Eigentlich wird es Françoise Gilots künstlerischem Schaffen nicht gerecht: Sie war die einzige Frau, die Picasso verlassen hat - und nicht umgekehrt. Ob sie denke, dass die Menschen danach weiter an ihr interessiert sein würden, habe Picasso sie daraufhin zweifelnd gefragt.
Mit seinem Zweifel lag er falsch: Die Mutter von Paloma und Claude Picasso fand über 60 Jahre als Malerin Anerkennung in der Kunstwelt. Vor zwei Jahren wurde ihr Bild "Paloma á la Guitare" für umgerechnet mehr als eine Million Euro versteigert.
Zu zeichnen habe sie schon als Fünfjährige angefangen, erzählte Gilot einmal im Interview mit dem Sender PBS. "Auch in der Schule. Das irritierte meine Lehrer. Die fragten: Hörst du überhaupt zu? Ich sagte ja. Dass ich male, hält mich nicht vom Zuhören ab."
"Mit dem Talent für die Kunst wirst Du geboren oder nicht"
Alle in ihrer Familie hätten gut zeichnen und malen können. In dem bürgerlichen Pariser Vorort, in dem Gilot 1921 geboren worden war, richtete sie sich schon als junge Frau bei ihrer Großmutter ein Atelier ein.
Ihre Mutter war Aquarellmalerin, ihr Vater ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er drängte sie zu einem Jurastudium. Was sie nie bereut habe, wie Gilot erzählte. "Ich lernte auch das Klavierspielen, obwohl ich wusste, dass ich nicht talentiert bin. Ich liebe Musik aber habe kein Talent dafür. Mit dem Talent für die Kunst wirst Du geboren oder nicht."
Dann paradieren Wehrmachtssoldaten auf den Champs-Élysées. Die Nazi-Besatzung ihres Landes beeinflusste Gilot. 1943 lernt Françoise Gilot den rund 40 Jahre älteren Picasso kennen. "Es begann wie eine Freundschaft, obwohl Picasso gern weitergegangen wäre. Aber ich war nicht überzeugt davon, dass das eine gute Idee war."
Mit 100 Jahren noch ein "It-Girl"
Die ersten drei Jahre mit Picasso seien die besten gewesen, denn sie hätten sich nur zweimal im Monat gesehen, sagte Gilot einmal der Wochenzeitung "Paris Match". Das Paar bekam die Kinder Claude und Paloma. Aber Picasso sei immer dominanter und launischer gewesen. Da ging sie, wie sie es ihm von Anfang an prophezeit hatte, sagte sie dem Sender CBS. "Ich sagte: Ich bin hier, weil ich Dich liebe. Aber an dem Tag, an dem ich Dich nicht mehr liebe, gehe ich." Dann lacht sie, simuliert Picasso: "Ha ha ha, keiner verlässt einen Mann wie mich." Und sie sagte: "Warte es ab."
Nach ihrer Zeit mit Picasso führt Gilot eine kurze Ehe mit dem Maler Luc Simon, aus der Tochter Aurelia stammt. In den 1970er-Jahren zieht sie nach New York, heiratet den Entdecker des Polio-Impfstoffs gegen Kinderlähmung, Jonas Salk, mit dem sie bis zu seinem Tod 1995 zusammen blieb. Die Künstlerin blieb auch mit über 100 Jahren noch kreativ. Die US-Medien feiern sie sogar als "It-Girl", als Gesellschaftsgröße.
Sie sei 100 geworden und habe sich dann gefragt, warum nicht noch mehr. Da litt Françoise Gilot bereits an den Problemen mit dem Herzen und der Lunge, an denen sie jetzt in einem Krankenhaus in Manhattan starb. Gilot hat einmal der New York Times gesagt: Sie werde keine große Sache aus Allem machen und sich nicht zu mehr machen, als sie sei. Oder zu weniger.