Hurrikan in der Karibik "Beryl" steuert mit Wucht auf Jamaika zu
Durch Hurrikan "Beryl" sind in der Karibik mindestens sechs Menschen gestorben. Zahlreiche Häuser und Straßen wurden zerstört. Der Sturm wurde etwas heruntergestuft, aber auch in Jamaika werden schwere Schäden befürchtet.
Der schwere Hurrikan "Beryl" hat sich auf seinem Weg durch die Karibik leicht abgeschwächt. Wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte, wurde er zur zweithöchsten Kategorie 4 heruntergestuft. Demnach liegt der Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde nun knapp unterhalb der Schwelle zur Kategorie 5.
Der Hurrikan zieht nun in Richtung Jamaika, wo ebenfalls große Schäden befürchtet werden. Der Wirbelsturm werde hier entweder auf Land treffen oder knapp dran vorbeiziehen. Das HNC rechnete mit einer Sturmflut etwa 1,50 bis 2,50 Meter über Normal und schweren Regenfällen, die Sturzfluten und Erdrutsche auslösen könnten.
Jamaikas Ministerpräsident Andrew Holness rief die Bevölkerung auf, sich vor dem erwarteten Durchzug von "Beryl" mit Trinkwasser und Dosennahrung einzudecken. Auf der Insel werden Notunterkünfte vorbereitet, Bewohner sicherten ihre Häuser und brachten Boote an Land.
Auch auf den Cayman-Inseln galt eine Hurrikan-Warnung, dort wurde "Beryl" in der Nacht zu Donnerstag oder am Morgen erwartet. In der Dominikanischen Republik brandeten hohe Wellen an Land, während der Sturm südlich an dem Land vorbeizog.
Insgesamt sechs Todesopfer gemeldet
Zuvor hatte der Wirbelsturm bereits im Südosten der Karibik eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Bereits am Montag traf "Beryl" auf der Insel Carriacou, die zum kleinen Karibikstaat Grenada gehört, auf Land. Filmaufnahmen zeigen, wie Dächer von Häusern gerissen wurden, als seien sie aus Pappe. Palmen knickten um wie Streichhölzer, Trümmerteile flogen durch die Luft. "Innerhalb einer halben Stunde ist Carriacou dem Erdboden gleichgemacht worden", sagte Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell. Die Häuser auf der Insel seien fast komplett zerstört.
Grenada meldet bislang drei Todesfälle, in Venezuela kamen zwei Menschen ums Leben. St. Vincent und die Grenadinen beklagen ein Todesopfer - auf der Union-Inseln seien 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört, teilte Ministerpräsident Ralph Gonsalves mit. Stromausfälle und blockierte Straßen erschweren die Kommunikation mit den besonders betroffenen Inseln.
"Beryl" ist stärkster Atlantik-Hurrikan im Juli
In weniger als 24 Stunden entwickelte sich "Beryl" am Sonntag von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie vier und wurde nach dem Durchzug über Grenada noch stärker. Zuvor war Hurrikan Dennis am 8. Juli 2005 als frühester Wirbelsturm zu einem Hurrikan der Kategorie vier geworden, wie der Experte Michael Lowry auf der Plattform X schrieb.
"Beryl" sei der stärkste Hurrikan, der je im Juli über dem Atlantik gemessen worden sei, schrieb Philip Klotzbach auf X, ein auf Hurrikans spezialisierter Meteorologe von der Colorado State University. Ein Grund sei das extrem warme Meereswasser. "Der derzeitige Wärmeinhalt des karibischen Ozeans entspricht dem, was wir normalerweise Mitte September haben", so Klotzbach. Die aktivste Phase der Hurrikan-Saison ist meist zwischen Mitte August und Mitte Oktober.
Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme wie "Beryl". Nach einer Studie, die im Oktober in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde, gewinnen tropische Wirbelstürme im Atlantischen Ozean und im Karibischen Meer durch steigende Oberflächentemperaturen immer schneller an Stärke. Wegen des warmen Wassers und des erwarteten Einsetzens von "La Niña", einer Phase kühleren Wassers im Pazifik, warnte die US-Wetterbehörde NOAA vor einer wahrscheinlich besonders starken Hurrikan-Saison im Atlantik in diesem Jahr.